(Der erste Karpfen biss bei angenehmen 20°C Lufttemperatur und Windstille – mittags um 12 Uhr. Ich hatte die Sonnenbrille auf Nase und den Strohhut auf der Glatze. Ich sag’s Euch, es war das Beste was mir passieren konnte. Den ersten Drill des Jahres im Invader genossen bei diesen Bedingungen..)
Das Jahr war noch jung und die Lust zum Karpfenangeln steckte mir enorm in den Knochen. Die ganzen Gespräche auf den Messen über unser Hobby heizten das auch noch zusätzlich an. Also musste für mich eine Auszeit am Wasser herbei, um meinen Kopf freizubekommen und um einfach mal abschalten zu können. Das kann ich mittlerweile am besten ganz alleine am Wasser. Ich habe es mir angewöhnt auch längere Zeiträume alleine im Ausland am Wasser zu verbringen, meine Ausrüstung habe ich darauf abgestimmt. Also packte ich mein Tackle in den Bus und es ging los gen Süden…
(Erst die Arbeit – dann das Vergnügen. Wie im richtigen Leben… Erst wenn ich meine Arbeit erledigt habe sitze ich guten Gewissens am Wasser.)
Nicht das ich der absolute Einzelgänger sein müsste. Nein, aber mein Job in der Boiliebude, der manchmal ganz kurzfristig Zeitfenster zum Fischen öffnet, lässt keinen Spielraum für langfristige Planungen. Oftmals entscheide ich mittags dass ich nach Feierabend für ein paar Tage los kann. Dann fahre ich einfach los und lege mich wenn die Müdigkeit eintritt, hinten in den Bus auf die Liege und die letzen Kilometer fahre ich dann früh morgens. So komme ich morgens ausgeschlafen am Wasser an und alles beginnt viel entspannter.
(Der Frühling brach aus währenddessen ich am Wasser saß – toll!)
(Sonne, Ruhe, keine anderen Angler, Kaffee und auch mal ne dezente Büchse Dosenbier – geht!)
(… Dazu der Blick auf die Ruten… Anglerherz was willst du mehr?)
Meine Taktik am Gewässer sah folgendermaßen aus: Ich suchte mir alte Krautfelder an denen das Kraut noch bis unter die Oberfläche stand. Das war gar nicht so einfach zu finden, denn das Kraut war bis auf flaches Bodenkraut, das praktisch den gesamten Seeboden bedeckte, noch nicht vorhanden. Nach einiger Suche mit dem Echolot, sehr weit draußen fand ich endlich ein etwas tieferes Areal mit alten Krautfeldern die bis knapp unter die Wasseroberfläche reichten und positionierte meine Montagen schön weit verteilt darin.
In dem ganzen Areal verteilte ich einige Boilies in verschiedenen Durchmessern, Tigernüsse und Erdnüsse. Die Karpfen hatten seit November vermutlich nicht mehr viel Anglerfutter gesehen. Ich wollte sie erstmal aktivieren und merken lassen dass es endlich nach dem Winter wieder etwas Leckeres zu fressen gibt. Aufwachen ihr müden Gesellen!
(Die Spots weit draußen im See die im Sommer echte Hotspots waren liefen gar nicht. Kein Kraut, nur flache Stellen – keine Fische.)
(Auch überhängende Bäume am tiefen Ufer waren noch kein Unterstellplatz für Karpfen. Nur Schleien waren da.)
(Der Frühling steckte im Detail.)
(Meine Behausung. Auch bei unangenehmem Wetter bevorzuge ich nur einen Schirm. Campingplatzstimmung wie sie heute im Zeitalter der immer größer werdenenden Doms Standard zu werden scheint, mag ich nicht und ist nicht mein Stil. Bin mal gespannt wie lange das Campen mit DVD Player und allem Pi-Pa-Po noch möglich sein wird…)
(Bei dem typischen dunklen Boden der krautreichen Baggerseen verwende ich seit geraumer Zeit die Mimese Schlagschnur. Sie hat die Farbe des mulichigen Untergrunds, ist nicht zu hart und nicht zu weich und hat mir schon einige schöne Fische beschert. Taugt.)
(Alles richtig gemacht und die Karpfen waren am Platz und im Netz.. Da kann man die Unterbuchs mal raushängen lassen 😉
(Die warme Sonne hatte die Karpfen aufgeweckt.)
(Green Granada Boilies, Dickenmittel Boilies, GLM Boilies, kleine Faktor P Boilies. Die Abpackreste der Produktion aus dem Winter mussten auch mal unter die Fische. Wie schon so oft überzeugen meine Boilies selbst mich immer wieder auf’s Neue, gerade in einer Zeit in der es mehr Boiliebuden gibt als Angler… Sogar mein Resteeimer kann so einiges mehr als… 😉
Wisst ihr eigentlich wann die Boilies am fängigsten werden? Wenn sie nass geworden sind oder mit angesäuerten Erdnüssen oder Tigernüssen in Kontakt kamen. Dann werden sie so komisch klebrig und die Hand stinkt barbarisch wenn man sie angefasst hat. Wenn das so war habe ich noch immer am besten gefangen. Doch diesen Zustand können interessanter Weise längst nicht alle Boilies erreichen. Die Selbstroller wissen genau wovon ich spreche. Viele Boilies aus der Tüte werden nicht klebrig wenn sie nass werden. Entweder liegt es am Konservierer oder an den verwendeten inaktiven Zutaten. Mal drauf geachtet.)
Meine Futtertaktik im Frühjahr: Boilies für kaltes Wasser brauche ich nicht. Unsere sind so konzipiert dass sie das ganze Jahr perfekt arbeiten und Karpfen fangen. Doch arbeite ich bei Wassertemperaturen unter 12° Grad sehr gerne mit Liquids und Bait Attractor. Hiermit ummantele ich meine Boilies und erziele am Gewässergrund eine gesteigerte Lockwirkung, gerade wenn die Fische noch nicht so aktiv nach Futter suchen. Stoßen sie aber auf eine attraktive Wolke die von dem sich auflösenden Bait Attractor ausgeht, ist der Hunger geweckt. Am liebsten setze ich auch auf kleinere Boilies oder Boiliebruchstücke.
Am Haken verwende ich trotzdem zumeist einen weightless Hookbait oder eine Schneemannkombination mit einem gelben PopUp. Achtet darauf: Wenn ihr wenig instant anfüttert und fischt, nehmt hochwertiges Material. Green Granada, Dickenmittel aber auch unsere GLM Boilies. Schaut euch das Foto meiner Köder an. Die sind nicht perfekt rund oder so. Denn Karpfen stehen nicht auf 100% chemierunde Kugeln, das machen nur manche Angler. Wenn die Kugeln mit dem Wurfrohr gefüttert werden sollen – nehmt einfach ein 30iger Wurfrohr. Da passt alles rein. Das funktioniert wirklich erstaunlich gut und ich mache das genau so wie von mir beschrieben. Klar, was verkaufen will ich auch, aber mich freuts besonders wenn ihr Erfolg habt.
(Die Karpfen hatten sich die Boilies wohl schmecken lassen.)
(Das schöne an Frankreich. Man kann dem davonschwimmenden Fisch mit gutem Gewissen nachsehen bis er in den dunklen Fluten verschwunden ist. Deutschland ist ein Land voller bürokratischer Vollidioten!)
(18,5 Kilo Spiegler, einer von drei Fischen in der Nacht als der kalte Nordwind kam..)
(Schade das es in Frankreich keine Angelvereine gibt die im Arbeitseinsatz das Gewässer aufräumen… Aber gäbe es Angelvereine, hätte ich dann die Möglichkeit an dem Gewässer zu angeln? Sicher nicht. Noch so ein deutscher Wahnsinn, die Vereine die darüber entscheiden können ob man an als Mensch an einem Gewässer angeln kann oder nicht. Deutsche Flachdeckel…)
(Was hat der Janek da im Sack? Die angenehmen 20° Grad waren einem bitter kalten Nordwind gewichen. Kalte Hände, kalte Füße, kalte Ohren – alles kalt. Tiefster Winter innerhalb von wenigen Stunden. Die Karpfen bissen trotzdem und ich hatte ordentlich Stress die Ruten zu platzieren im Invader I).
(Mein kleines Lieblingsboot.)
(Legt man die Matte vorne auf den Bug, sinkt der Fisch damit wie in eine Mulde ein. So lässt sich das Invader I perfekt zurück zum Angelplatz rudern. Zieht man den Kescher hingegen nach – geht gar nix mehr. Nicht nur im Invader…)
(Futter bei die Fisch…)
(Ein dicker Schuppi hatte sich viele Meter mit der Schnur durch das alte Krautfeld geschafft – im eiskalten Sturm. Bis ich den im Kescher hatte verlor ich beinahe die Nerven… Lag er an der Oberfläche trieb ich mit dem Boot weg, ließ ich die Schnur locker damit ich um ihn herum rudern konne, steckte er im Kraut fest. Ein Teufelskreis)
(Auch dieser Schuppi ließ sich meine Boilies schmecken.)
(Ich hatte die Saison für mich perfekt eröffnet..)
(Meine französischen Freunde besuchten mich in der Mittagspause.)
(Auch die Abendstimmung am Anfang der Woche stimmte mich auf Frühling.)
(Eigentlich wollte ich schon Samstags abreisen, aber da ich jeden Tag einen Biss morgens um 10.00 Uhr bekam, blieb ich. Am letzten Morgen noch einen abgreifen… Zum Glück blieb ich. Die letzte Nacht brachte drei gute Fische und eine Big Mama.)
(Big Mama und Dickenmittel La Bomba sagte mein Freund David, der die letzte Nacht zusammen mit mir fischte.)
Eine gelungene Saisoneröffnung 2015. Mal sehen wie das Jahr für mich so weiter geht..
Viele Grüße an Euch alle und denkt daran: Das wichtigste ist es am Wasser zu sein.
Jan Brauns