Wikipedia charakterisiert den Herbst als die Zeit der Ernte. Meine persönliche Ernte sollte dabei am 29. Oktober anstehen. Doch der Reihe nach…
Ich hatte mich in den letzten Jahren am Wasser rargemacht. Die wachsende Familie, steigende berufliche Verantwortung und zuletzt ein Umzug beschränkten die mir zur Verfügung stehende Zeit und ließen mich die Prioritäten anderweitig setzen.
Ich genoss die ein oder andere Raubfischtour mit leichtem Gerät. Eine längere Session auf Karpfen hatte ich dagegen seit gut eineinhalb Jahren nicht mehr gemacht. Doch das sollte sich ändern. Gerade entspannt aus den Herbstferien zurückgekehrt und nach dem verregneten Sommer noch einmal richtig Sonne getankt, war es plötzlich wieder da. Dieses Gefühl, unbedingt wieder ans Wasser zu müssen.
Mein Blick schweifte zum Himmel. Die ersten Zugvögel machten sich auf Richtung Süden und kündeten vom baldigen Ende der warmen Jahreszeit. Die Blätter der Bäume präsentierten sich in ihrem schönsten Kleid und leuchteten in den abnehmenden Sonnenstrahlen.
Die Tage wurden zunehmend kürzer und die Abende waren bereits recht kühl. Der Herbst hatte unverkennbar begonnen- die Zeit der Dicken.
(Die Restbestände sollten es richten…)
Ein Blick in meine Futtertonne förderte überraschendes zutage: vom letzten Frühjahr waren doch tatsächlich noch Boilies über. Fresh`n Squid sowie Scopex N-Butyric. Für eine Session sollte das locker reichen.
Nach zweimaligem Anfüttern fand ich mich wenige Tage später am Seeufer wieder. Ich genoss die Einsamkeit am See, die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und durfte mich über gleich mehrere gute Fische freuen.
(Erster Hammerfisch…)
(Auch die Schuppis waren noch am Start…)
(Der Winter schickte deutliche Zeichen voraus – auch unter Wasser…)
Ich hatte wieder Blut geleckt. Die Wochen vergingen, ich fütterte weiter und fing konstant Fische.
(Schöne auffällige Schuppen trug der Fisch…)
Mit Riesenschritten neigte sich das Jahr dem Ende zu. Mir würden nur noch wenige Sessions bleiben, bis der Winter Einzug halten würde. Doch ich hatte noch eine Rechnung mit einem ganz bestimmten Fisch offen. Seit Jahren hatte ich nichts mehr von ihm gehört und bisher war es mir noch nie vergönnt, ihn fangen zu dürften. Doch ein Blick auf die Wettervorhersage elektrisierte mich.
(Immer wieder der Bringer – der Blick auf die Wetter App…)
Strammer Wind aus westlichen Richtungen und ein förmlich in den Keller rauschender Luftdruck ließen mich rasch neue Baits ordern. Mit GLM und Dickenmittel 2.0 wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Ich wusste instinktiv: nie war die Chance größer, meinen Zielfisch zu einem Landgang zu überreden.
Einen urigen Spiegler, den mein Freund Darren bereits vor gut 12 Jahren mit einem schon damals beachtlichen Gewicht von über 20 kg auf die Schuppen legen konnte. Über die Jahre hatte sich der Fisch prächtig entwickelt und brachte zuletzt deutlich über 50 Pfund auf die Waage. Neugier und Jagdfieber siegten über die Vernunft und so ignorierte ich die Unwetterwarnungen vor dem aufziehenden Sturm „Herwart“ und war am letzten Oktoberwochenende wieder am See.
(So langsam war die Zeit reif…)
Der Wind rüttelte ordentlich an meinem Zelt, es schüttete wie aus Eimern und bei jedem der nicht seltenen Piepser des Bissanzeigers stieg die Spannung in mir. Doch es passierte: zunächst nichts. Gegen 21 Uhr ein kleiner Spiegler, doch danach war wieder Funkstille. Sollte das Unwetter den Fischen auf den Magen geschlagen sein? Erst um kurz nach 2, Herwart hatte sich inzwischen zu einem richtigen Sturm ausgewachsen, die nächste Aktion auf einen Snowman, bestehend aus Dickenmittel Sinker und GLM Pop-Up. Ich hastete zur Rute.
Ein weiterer Kleinfisch glitt in meine Keschermaschen, wie ich angesichts des kurzen und kraftlosen Drills vermutete. Doch das Keschernetz schien sich verfangen zu haben, ich konnte den Fisch nicht wie geplant auf die Matte bugsieren. Schließlich schaltete ich die Kopflampe ein und erschrak. Von wegen Netz verfangen, ein überbreiter Rücken stand schwerelos im glasklaren Wasser und ich wusste: das ist er!
(Der urige Bulle krönte den Abschluss…)
Unter widrigsten Bedingungen schoss ich im ersten Licht ein paar Fotos und beendete damit meine kurze aber umso erfolgreichere Saison 2017.