Der Frühling gilt für Karpfenangler neben dem Herbst zu Recht als beste Jahreszeit. Und mal ehrlich: Was gibt es Schöneres, als die wintermüden Glieder in der wärmenden Frühjahrssonne zu recken, die länger werdenden Tage am Wasser zu genießen und die Natur beim hautnah Erwachen zu erleben!?
Aber, auch das ist der Frühling, keine andere Jahreszeit führt uns so oft aufs Glatteis, selten liegen anglerische Erfolge und Niederlagen so dicht beieinander. Denn wenn wir bereits die Winterjacke gegen das T-Shirt getauscht haben und uns den ersten Sonnenbrand holen, herrscht unter Wasser noch immer Eiszeit.
Nach den ersten übermotivierten Nächten am Wasser werden wir nicht selten auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Die Bissanzeiger schweigen, der Stoffwechsel der Fische läuft noch auf Sparflamme.
Um jetzt nicht die Motivation zu verlieren, passe ich mein Vorgehen an. Die Erwartungshaltung wird heruntergeschraubt und bis mindestens Anfang Mai bleibt die Futterkelle zu Hause. Statt auf Boilies setze ich auf Teig und / oder Groundbait. Auf hochattraktives Futter eben, das lockt aber nicht sättigt und zur Not auch von Mitessern (Kleinfische, Vögel,…) beseitigt wird.
Oft spare ich mir aber auch sämtliches Beifutter und es kommen lediglich auffällige Pop-Ups zum Einsatz. Statt mehrerer Nächte fische ich nun vermehrt spontane Kurzsessions am Morgen oder Abend, oft nur für wenige Stunden. So auch am letzten Wochenende:
Bei Sonnenaufgang bin ich am See. In Windeseile sind Rutentasche, Stuhl, Abhakmatte und Kescher aus dem Auto geladen und ich steuere eine geschützte Bucht am Ostufer des Sees an. Überhängende Bäume, Schilf, Totholz – solche Areale bieten diverse Versteckmöglichkeiten vor denen ich die drei Ruten mit Pop-Ups in unterschiedlichen Farben präsentiere.
Mit einer Thermoskanne Kaffee mache ich es mir gemütlich. Doch die nächste Stunde vergeht ereignislos. Da Aussitzen meist nichts bringt, packe ich das Tackle wieder zusammen und move auf die gegenüberliegende Seeseite. Inzwischen hat der Wind gedreht und drückt schön in eine kleine Bucht, in der ich auch direkt ein paar springende Fische ausmachen kann.
Der Platz ist noch enger als der erste, die dritte Rute bleibt daher im Futteral. Eine halbe Stunde will ich dieser Stelle geben. Doch so lange brauche ich gar nicht zu warten. Schon nach nicht einmal zehn Minuten kommt Bewegung ins Spiel und wie: Doppelrun! Kaum liegen die Ruten wieder, meldet sich auch schon wieder der Micron. Um es kurz zu machen: In einer knappen Stunde fange ich so fünf makellose Fische, ehe ich zufrieden einpacke. Auch so kann der Frühling sein! Das Gewicht der Fische ist in diesem Fall zweitrangig, der schnelle Erfolg Bestätigung genug und die Saison schließlich noch lang.
In diesem Sinne ein erfolgreiches Frühjahr und bleibt gesund!
Philipp Magenheimer