Mittlerweile ist die Winterangelei mein liebstes Kind geworden. Beendete ich früher manchmal die Saison Ende Oktober, lege ich heute erst Mitte November so richtig los. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Fische sind zum Ende des Jahres richtig dick und die Winter sind milder geworden. Dadurch verlängert sich die produktive Phase teilweise bis in den Januar.
Traditionell habe ich zum Ende des Jahres immer einen ganz bestimmten Wunsch. Ich spekuliere auf ein Schneekarpfen-Foto. Das war früher schon nicht einfach, ist es heute nicht und wird auch in Zukunft nicht einfacher werden – da es immer seltener schneit, zumindest hier im Südwesten. Daher ist die Planung für den Schneekarpfen das A und O.
Ich versuche deshalb zum Ende des Jahres einen Platz zum Laufen zu bekommen. Diesen strapaziere ich aber nicht unnötig mit Überangeln, sondern dosiere meine Ansitze genau. Wichtig ist es, den Platz regelmäßig mit wenig Futter zu versehen. Wenn ich wenig sage, meine ich auch wirklich wenig, denn die mittlerweile aufs Angelfutter dressierten Big Ones hauen sich auch bei Wassertemperaturen unterhalb von 7 Grad noch ungebremst die Plauze voll.
Das kann aber bei wirklichem Übermaß an proteinhaltigen Boilies ein übles Ende nehmen, da die Karpfen einfach den Stoffwechsel soweit reduziert haben, dass sie eine Ewigkeit brauchen, den Boilieschmaus zu verdauen. Stellen wir uns mal vor, wir würden uns den Bauch im Burgerladen bis zum Zerplatzen voll hauen und dann den Wanzt zwei Monate unverdaut mit uns herumtragen. Wir würden uns selbst vergiften und genauso ergeht es den Karpfen.
Das ist vermutlich auch ein Grund dafür, warum im Frühjahr in vielen hart überfütterten Seen oftmals Karpfen tot auftauchen. Die lagen vielleicht schon den ganzen Winter am Grund und kamen erst mit Erwärmung des Wasser nach oben. Daher gilt: Im Winter wirklich so gut wie kein Futter einbringen und am besten auf teigige ungekochte Substanzen setzen. Es ist trotzdem immer eine Gradwanderung, denn, wenn viele Angler am Wasser sind, summieren sich selbst 0,5 Kilo schnell zu einer Menge. Das nur mal so am Rande, um zum Nachdenken anzuregen.
Ich jedenfalls füttere ab einer Wassertemperatur von unter 10 Grad so gut wie keine Boilies mehr an. Und wenn dann nur einzeln mit der Hand abgezählt.
Habe ich dann einen Platz am Laufen hoffe ich auf eine kalte Hochdruck Phase mit Nachtfrost. Das passiert meist Ende November. Wird diese dann durch das traditionelle Tiefdruckgebiet abgelöst, entsteht meist ein kurzes Fenster von zwei Tagen in denen es tatsächlich mal schneit. Dann sitze ich am Wasser auf dem laufenden Spot. Wenn mir nicht gerade die Messe Wallau in die Quere kommt.
In diesem Sinne, viel Erfolg auf der Jagd nach dem Schneekarpfen!
Jan Brauns