Ich denke jeder Angler kennt dieses Gefühl, dieses kribbeln in den Fingern wenn man einen großen Fisch von einem Freund oder Bekannten gezeigt bekommt. Man gelangt an neue Informationen und schnell wird Recherche betrieben wann, wo und vor allem wie wurde dieser Fisch besonders häufig gefangen. Das Ganze ist uns bekannt als Angeln auf einen Zielfisch. Ich möchte euch auf eine Reise mitnehmen, in der es nicht nur um einen ganz besonderen Zielfisch geht. Heute möchte ich euch von einem kleinen Traum berichten der nun endlich Realität geworden ist.
Schon vor vielen Jahren lernte ich auf Grund meiner schon damals älteren Freunde schnell die Gewässer meiner Heimat kennen. Die Hunter mit denen ich damals unterwegs war, standen voll und ganz im Zenit ihrer Angelei und kannten sich bestens aus in meiner Gegend. Die Jahre vergingen und immer wieder öffnete sich ein Zugang an ein neues Gewässer. Nur dieser eine ganz bestimmte See, von dem es schon damals Geschichten mit wahnsinnig großen Karpfen gab war mir bis dato einfach nicht vergönnt. Aber wie sagt man so schön? Zeiten ändern sich! Neue Wege und neue Menschen werden dich immer wieder auf deinem Weg durchs Leben begleiten.
Ein Traum wird wahr
Der Winter 2020/2021 war mal wieder sehr intensiv. Eine eisige Kälte hatte Deutschland sehr lange bis ins Frühjahr hinein im Griff. Einerseits kribbelten die Finger so sehr und man wollte einfach nur noch ans Wasser. Andererseits war mir klar das ich im Angesicht der Tatsache einen neuen See befischen zu dürfen, sehr fokussiert auf meine Jahresvorbereitungen schauen sollte. Endlich hat es geklappt! Nach all den Jahren, in denen ich immer wieder träumte an diesem absolut exklusiven Gewässer fischen zu dürfen.
Jetzt aber erstmal zu den Fakten. Ein Futterplatz bzw. eine Angelstelle eine ganze Saison zu befischen, fordert eine sehr penible und absolut perfekte Vorbereitung. Schon als das Eis nur wenige Tage vom See verschwunden war traf ich mich mit dem Vorsitzenden des hiesigen Angelvereins, um eine ausführliche Runde mit dem Boot zu drehen. Schnell wurde ich mit den Gepflogenheiten vertraut gemacht und bekam die nötigen Einweisungen. Auch ein paar Tipps welches Angelmaterial ich verwenden sollte gab er mir mit auf den Weg.
Die Materialschlacht
Schnell wurde mir klar das diese ganze Angelei hier mit Sicherheit kein Zuckerschlecken wird. Wir sprechen über einen See mit gut 30ha Größe, gesäumt mit einem mächtigen Schilfgürtel. Dazu kommt das es hier nur so von Holz wimmelt. Holz, Holz und noch mehr Holz soweit das Auge reicht. Quasi fischt man hier direkt in einem versunkenen Wald.
„Meine Stelle“ die ich mehr oder weniger Zugeteilt bekommen habe ist unglaublich ufernah und natürlich auch übersät mit Snags. Anfangs wollte ich gar nicht glauben das es Funktioniert mit geschlossener Rollenbremse auf einer Distanz von ca. 30-40 Metern direkt im Holz zu fischen. Was hatte ich zu verlieren? Genau! Gar nichts! Also musste Schweres Gerät her und Materialien die ausgesprochen Robust sind.
Wir sprechen hier insbesondere von Haken mit denen einige Kollegen von mir auch auf Waller fischen gehen. Natürlich mussten auch recht schwere Bleie her denn dieser Dicke Draht muss sich erstmal so richtig im Fischmaul verankern. Meistens vertraue ich in solchen Situationen auf dicke „Grippa“ Bleie zwischen 180 und 240 Gramm. Des Weiteren probierte ich so wenig wie möglich mit Monofilen Vorfachmaterialien zu arbeiten, um Abrisse im versunkenen Wald zu minimieren. Geflochtene Vorfachmaterialien in 40 und 65 lb hielten in jeder noch so harten Situation stand. Als Hauptschnur war eine 0,36mm starke Geflochtene die goldrichtige Wahl, denn später im Jahr bei deutlich wärmeren Wassertemperaturen kam auch diese an ihre Grenzen. Dazu werde ich in Teil 2 meines Updates aber nochmal genauer eingehen.
Diese ganzen Maßnahmen in Kombination mit einer komplett geschlossenen Rollen Bremse und angeketteten Ruten brachte mit zum Jahresende eine Quote mit nur 6 verloren Fischen bei bei fast 40 Bissen. Ich denke das kann sich in einer solchen Situation Sehen lassen. Aber warum nicht einfach im Freiwasser fischen? Ganz einfach! An diesem Szene Gewässer wird auch schon bei uns im „Osten“ seit Ende der 90er Jahre unseren Rüsslern nachgestellt. Das bedeutet im Umkehrschluss das die Fische in einem Gewässer mit so vielen Versteckmöglichkeiten es einfach nicht mehr nötig haben im „gefährlichen“ Freiwasser ihre Nahrung aufzunehmen.
Die Futtertaktik
Nun aber möchte ich noch einmal auf meine ersten Vorbereitungen blicken. Fangen wir bei der Vorbereitung meiner Plätze an. Mitte März 2021 war es denn endlich soweit, ich bekam meinen Schlüssel für das Vereinsgelände und strotzte nur so vor Selbstvertrauen und Motivation. Zusammen mit meinem Buddy Kevin fingen wir zuerst an immer wieder die Spods von Kraut zu befreien mit Hilfe einer Krautharke.
Nach einer Woche und etlichen Stunden harken fing ich an mit einer Mischung aus Hanf und Weizen die Plätze zu präparieren. Genau durch diese Kleinstpartikel trugen die Rotaugen, Brassen und andren Weißfische ihren Teil dazu bei. Als nun Anfang April das Wasser endlich eine stabile Temperatur um die 8°C aufweisen konnten fiel auch für mich der Startschuss das Futter etwas umzustellen. Kleine Mengen Teig und ein paar zerkleinerte Boilies wurden direkt angenommen was ich in der folgenden Woche immer wieder mit der Unterwasserkamera beobachten konnte. Die Unterwasserkamera ist ganz besonders im Frühjahr bei mir nicht weg zu denken! Ich glaube die meisten von euch die schon einmal mit Futter zur kalten Jahreszeit gearbeitet haben, sollten wissen wovon ich spreche.
Als das Wasser dann die Grenze von 10°C überschritten hatte, wollte ich die Attraktivität meins Futters dennoch deutlich dezimieren. Ja ihr habt richtig gehört, denn ich bin ganz fest davon überzeugt wenn man die kapitalen Exemplare eines Gewässers vor die Linse bekommen möchte, sollte man mit Reizen geizen. Große Alte Fische an solch stark frequentierten Gewässern haben schon so einiges in ihrem Leben gesehen und sind dadurch auch schnell recht misstrauisch.
Deswegen wollte ich schon so früh im Jahr auf recht harte, große und unbehandelte Boilies setzen. Was sollte sich dafür denn besser anbieten als unsere P-Mix Boilies in den Durchmessern 20 und 24mm. An gewissen Tagen an denen ich das Gefühl hatte das die Fische nicht wirklich aktiv waren spickte ich das ganze mit ein paar doch deutlich attraktiveren Dickenmittel 2.0 Boilies. Diese Futterstrategie zog ich erst einmal 3 Wochen konsequent durch bis sich die erste Vollmond Phase anbahnte und ich mich schon voller Anspannung auf die erste Session auf dem Futterplatz vorbereitete. Bis dato fuhr ich 2 bis 3 mal pro Woche zum See und fütterte ca. 5 Kilo Boilies pro Platz.
Das Vollmond Wochenende
Endlich war es soweit. Die erste Session am neuen Gewässer mit einer absolut peniblen Vorbereitung stand an. Schon auf der Fahrt zum See war meine Anspannung und Erwartung kaum in Worte zu fassen. Mein Kumpel Kevin der mich auch hier begleiten sollte war mit von der Partie und half mir schnell das Boot zu behandeln. Angekommen am Platz wurde natürlich der letzte Blick mit der Unterwasserkamera schon sehnsüchtig erwartet. War das Futter weg? Hatten sie gefressen? All diese Gedanken gingen schon die letzten 24 Stunden durch meinen Kopf. Aber schnell war das alles mit einem deutlichen Ja zu beantworten. Es war nicht ein Krümel Futter mehr zu finden und von diesem Moment an war klar was passieren würde. Zumindest ließ es meine Hoffnung bis ins Unermessliche steigen und ich sollte nicht enttäuscht werden.
Schon gegen 0 Uhr der ersten Nacht ging meine Linke Rute krumm und der Swinger schoss unter den Blank. Vollkommen unter Spannung löste ich die Sicherung der Rute und probierte so schnell wie möglich Meter gut zu machen und es sollte mir gelingen. Schon nach wenigen Sekunden der Angst lag ein ziemlich massives Kreuz vor mir in den Keschermaschen und all die Minuten der Anspannung waren vergessen. Ein toller Spiegler mit großen Schuppen auf der Schwanzwurzel sollte der Lohn meiner Mühen sein. Bei einem Blick auf die Waage war klar das diese wunderschöne Dame nur knapp die 25 Kilo Marke verpasst hatte. Was war das denn bitte für ein Einstieg in meine Futterkampagne.
Keine Stunde später meldete sich mein Bissanzeiger erneut und wieder war es die linke Rute. Sie verneigte sich förmlich und stand gänzlich unter Spannung. Als ich unter enormen Druck die Rute aufgenommen hatte, dachte ich zu erst der Fisch wäre schon längst im Holz aber Fehlanzeige! Es war einfach nur das enorme Gewicht was ich am anderen Ende in der Rute spüren konnte. Das war der absolute Wahnsinn. Ein erster Blick in den Kescher ließ mir und Kevin förmlich den Atem stocken. Mehr als ein „was zur Hölle ist denn jetzt los?“ bekam ich nicht mehr heraus. Es war mir mal wieder gelungen mittels Fleiß und gutem Futter einen der „Top Guns“ des Sees zu fangen. Eine alte Spiegler Dame die schon seit einigen Jahren vermisst wurde, war nun schon der zweite Fisch meines Projektes und dazu kam noch, dass dieses wunderschöne Unikat nur knapp meine PB Marke verpasste.
Mein Fazit
Mein Fazit nach der ersten Session war einfach nur pure Freude und ein absolut riesiger Motivationsschub. Fünf Fische und davon nur ein einziger knapp unter 20 Kilo waren nach dem ersten Wochenende auf meiner Habenseite. Das war ein unfassbarer Start in mein Jahresprojekt und grade erst der Anfang. Wie es weiter ging und wie sich meine Taktiken über das ganze Jahr verändert haben, werdet ihr schon bald in Teil 2 lesen können. Ich hoffe ich konnte euch ein wenig mit meinen Worten begeistern und Motivieren immer weiter zu machen und niemals aufzugeben. Ich wünsche euch allen noch ein frohes und gesundes neues Jahr 2022 und allzeit dicke Fische.
Euer Sebastian
Die Redaktion: Heftige Story Sebastian! Wir fiebern erwartungsvoll deinem zweiten Teil entgegen und sind schon gespannt was Du dieses Jahr für uns bereit hälst.
Die P-Mix Boilies findet ihr hier im Shop: https://naturebaits.de/produkt/p-mix/
Hier geht’s zur Dickenmittel 2.0 Range: https://naturebaits.de/baits/koederranges/dickenmittel-range/