Die ersten Sommertage gingen ins Land, rückblickend auf ein wahnsinnig erfolgreiches Frühjahr saß ich auf meinem Bedchair und genoss die morgendlichen Sonnenstrahlen meines ersten Urlaubstages. Völlig frei von jeglichen schlechten „Vibes“ ging ich vollkommen entspannt an mein kleines Baggerseeprojekt heran. Denn Sommerzeit ist für mich Kiesgrubenzeit. Die herrliche Wasserqualität der „großen Blauen“ meiner Heimat zieht mich jeden Sommer aufs neue an. Aber nicht nur das tolle Wasser und eine hervorragende Kulisse sind die Hauptgründe meines Vorhabens, sondern auch wirklich makellose große Karpfen haben immer wieder einen besonderen Reiz auf mich. Jeder der schon einmal an einem solchen Baggersee jenseits der 200 oder 300 ha Marke gestanden hat, weiß genau, wovon ich spreche. Urlaub machen und die Aussicht auf große Fische: Was will man mehr?
Bullen Hitze
Die Bedingungen schienen auf dem Papier mit stabilen Temperaturen zwischen 25-30 °C nicht besonders gut zu sein. Selbst in einem solchen Gewässer mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von ca. 8m, vermutete ich die Karpfen schon längst in Laichstimmung bzw. erhoffte mir, dass ein Teil der Fische ihren Liebesakt schon beendet hatten. Eine Oberflächentemperatur von ca. 23°C bestärkte mich in dieser Vermutung.
Die Taktik
Da ich augenscheinlich nicht die besten Wetterbedingungen abgepasst hatte, machte ich mir zum Start nicht wirklich große Hoffnungen. Denn instant an einem See mit einer solchen Wasserfläche zu fischen, ist schon von Grund auf nicht ganz einfach. Eine gute Strategie musste her. Normalerweise hätten mit Sicherheit die meisten Angler in dieser Situation auffällige Pop Ups und von Attraktoren nur so strotzende Boilies verwendet. Ich hingen setzte auf Dickenmittel 2.0 Boilies, P-Mix Boilies und Senior Spice Boilies in 24 und 30 mm, die ich schon ein paar Tage in Netzen zum Aushärten abgehangen hatte. Trotzdem legte ich am ersten Tag schon ein paar Kilo in Seewasser ein. Nur „straight“ eine Taktik zu fahren, war mir zu vage, denn meine Zeit war begrenzt. Neben einer guten Ladung Boilies hatte ich noch ein paar Kilo Nüsse im Gepäck, mit denen ich in den Jahren zuvor schon gute Erfahrungen an diesem Gewässer machen konnte. Als Hakenköder kamen 24 und 30 mm Weightless Hookbaits (Dickenmittel und Senior Spice) an einfachen Kombi-Rigs in Kombination mit einem 2er Stahlhaken und einem Kicker zum Einsatz.
Ziel: 20 Kilo +
Natürlich hat man in gewisser Weise auch ein Ziel, wenn man an solch ein Gewässer kommt und auch noch sechs Tage Zeit hat. Schon die letzten Jahre war es ein kleiner Traum von mir, an diesem Ostdeutschen Karpfenmeer einen Fisch mit 20 kg+ auf die Matte zu legen. Um mich hier dauerhaft mit einem Futterplatz aufzuhalten, war mir einfach der Angeldruck in den letzten Jahren zu groß und die Angelstellen zu rar gesät. Also gab es hin und wieder nur Instant-Sessions, in denen es galt, möglichst erfolgreich meinem Ziel näher zu kommen. Ich will damit sagen, dass ein gut gepflegter Futterplatz, meiner Erfahrung nach, deutlich effektiver an Seen mit hohem Angeldruck ist, aber nicht immer lassen es die Umstände zu.
Sommer, Sonne, Kaktus
Die ersten drei Tage waren laut Wetterbericht definitiv nicht die fängigsten Aussichten gemeldet: Hoher Luftdruck, Temperaturen von knapp 30°C und kein Lüftchen sowie wolkenlos Himmel waren mit Sicherheit nicht das Wetter, was du an so einem Gewässer gebrauchen konntest. Also war es für mich um so wichtiger, genaustens die Zugouten der vermeintlich größeren Fische auszumachen. Mittels meines Echolots, Taucherbrille und Flossen verbrachte ich den ersten Tag fast komplett damit, genaustens Lokation zu betreiben. Dabei fielen mir sofort etliche kleinere Karpfen auf, die in einer Bucht unweit meines Angelplatzes schon fleißig mit dem Liebesspiel beschäftigt waren. Jetzt galt es nur noch, die Ruten auf perfekte Plätze in der Nähe der Bucht abzulegen. Mein Gedanke war nämlich, dass sich die größeren Exemplare mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit auch schon in Nähe meiner Bucht aufhalten müssten, aber eventuell noch knurrende Mägen haben könnten.
Die meisten Angler, die ich kenne, hätten wahrscheinlich direkt in der Bucht ihr Glück versucht, da dort die Fische eindeutig zu lokalisieren sind. Ich hingegen hatte den Plan abseits auf deutlich tieferen Spots ein klein wenig unterhalb der „Sprungschicht“ mein Glück zu versuchen. Genau diese Methode hatte mir auch schon in den letzten Jahren, den einen oder anderen Bonusfisch in der Laichzeit beschert. Die ersten zwei Tage brachten mir jeweils ein bis zwei Bisse binnen 24 Stunden. Zwei wirklich gute 30er konnte ich somit auf meine Habenseite bringen. Dann kam der Donnerstag, der dritte Tag meiner Session. Schon am Morgen machte sich eine leichte Briese auf und einige Wolken bedeckten den Himmel. Die morgendliche Beisszeit brachte mir schon direkt vier Läufe in Serie und es sollte nur der Anfang sein. Doch über Tage war es nochmal richtig ruhig geworden. Die Ruhe vor dem Sturm?
Ja eindeutig, denn schon am frühen Abend leutete mein Kumpel Nils den Abend mit einem richtig fetten Vierziger ein. Danach brach das absolute Chaos aus. Keine 30 Minuten später meldete sich meine rechte Rute und ein Kampf, der seines gleichen sucht, sollte nun beginnen. Im letzten Licht des Abends hatte auch ich dann die Ehre, einen richtig guten Vierziger aus dem Karpfenmeer fangen zu dürfen. Was für ein Wahnsinns Gefühl. Meine Falle, mit den ausgewaschen Boilies, hatte zugeschlagen und das dicke Spieglerunikat saugte meine 24mm Weightless Hookbait vertrauensvoll ein.
Wie es an dieser Stelle weitergeht, dürft ihr schon bald in der Fortsetzung meines Frühsommer Updates erfahren.
Bis dahin viel Erfolg am Wasser, euer Sebastian.