An Schlaf war nicht zu denken, wir waren einfach zu aufgeregt, die Freiheit sie rief uns. Und so machten Paddy und ich uns bereits im ersten Morgengrauen mit einer Mischung aus Vorfreude und nervöser Anspannung auf in Richtung Natursee…
Auf ins Abenteuer
Eine gemeinsame Mehrtagessession sollte das Highlight unseres Frühjahrs werden. So lange hatten wir dieser Tour entgegen gefiebert, bis zuletzt war ungewiss, ob uns die Corona-Krise nicht doch einen Strich durch die Rechnung machen würde. Doch schließlich ging alles gut. Die Kilometer flogen an uns vorbei und dann waren wir endlich am Ziel. Drei Nächte angeln in unberührter Natur lagen vor uns. Was würde uns erwarten? Hatte die Laichzeit schon eingesetzt und den Fischen den Appetit verdorben? Wie hoch würde das Kraut schon stehen? Wir würden es schon bald erfahren.
In Windeseile beluden wir die Boote und steuerten den von uns ausgewählten Platz an. Zelte und Ruten waren in Rekordzeit aufgebaut und ebenso zügig hatten wir aussichtsreiche Spots gefunden und die Montagen abgelegt.
Graf Cocs Soak zum Aktivieren
Auf einem groß angelegten Futterplatz fütterten wir reichlich Partikel, die wir mit Graf Cocs Soak aktiviert hatten, dazu kamen noch 10 kg P-Mix Boilies. Diesem Platz wollten wir zunächst eine Nacht Ruhe gönnen und verteilten die Ruten zunächst abseits, wobei wir lediglich einige wenige Schaufeln P-Mix Boilies und Dickenmittel 2.0 Boilies beifütterten.
Komplettes Chaos
Zufrieden ließen wir uns in unsere Stühle fallen, ehe das Unglück seinen Lauf nahm. Zu spät sahen wir den nahenden Bootsangler – und er uns. Und dann war es auch schon passiert: Er sammelte eine meiner Ruten ein. Ich sprang in mein Invader und versuchte die Montage aus dem Kraut zu befreien. Dabei fuhr ich in eine weitere meiner Schnüre. Mit blockiertem Motor und 2 abgerissenen Schnurenden in den Händen trieb ich manövrierunfähig auf dem See und der Wind drückte mich nun in Paddys Richtung, wo ich 2 seiner 3 Ruten einsammelte, ehe er mich schließlich mit seinem Boot abschleppen konnte. Entgeistert sahen wir uns an. Wir standen wieder bei null. Doch alles Schimpfen half nichts. Wir rafften uns auf und am späten Nachmittag war das Chaos beseitigt. Wenn eine Tour so katastrophal beginnt, konnte es eigentlich nur besser werden. Und tatsächlich kamen die ersten Fische schneller als erwartet.
Wir fühlten wir uns wie erlöst und ließen den Tag mit einem guten Essen ausklingen.
Am nächsten Morgen wurden wir von einem traumhaften Sonnenaufgang geweckt und im ersten Licht des Tages glitten weitere Fische in die Keschermaschen.
Unser Selbstbewusstsein war nach dem gestrigen Chaos-Auftakt nun vollends wiederhergestellt und wir wurden mutiger: Statt einzelner Pop Ups oder auffällige Schneemännder kamen nun großkalibrige Weightless Hookbaits in den Sorten Dickenmittel 2.0 sowie Bloody Liver und P-Mix ans Haar.
Der nun immer stärker auffrischende auflandige Wind drückte die Fische augenscheinlich in unsere Richtung. Die Taktik ging auf.
Unser sorgfältig gepflegter Futterplatz, auf dem wir erneut eine größere Menge P-Mix-Boilies verteilt hatten, wurde angenommen und bescherte uns kontinuierlich gute Fische, gekrönt von einem über 20kg schweren Traumfisch.
Da uns die Fische über die ganze Nacht verteilt in Atem hielten, fühlten wir uns am nächsten Morgen wie gerädert. Und auch jetzt war uns keine Ruhe vergönnt, es ging weiter.
Doch wir wollten uns nicht beklagen, dafür waren wir schließlich hier. Und außerdem lag nun schon der letzte Tag vor uns, den wir bei herrlichem Sonnenschein in vollen Zügen genießen wollten, was uns angesichts kontinuierlich weiter ablaufender Ruten auch gelang.
Erholung zum Schluss?
Die letzte Nacht ließen wir schließlich ruhiger angehen und reduzierten die Anzahl der Ruten, die wir ins Rennen schickten. Wir waren mehr als zufrieden mit dem Erlebten und wollten uns vor der Heimfahrt noch eine Mütze Schlaf gönnen. Denn die letzten Tage und Nächte waren intensiv. Mit den geschilderten Höhen und Tiefen erlebten wir quasi im Zeitraffer alles, was unser Hobby ausmacht.
So machten wir uns nach unvergesslich intensiven Tagen wieder auf den Heimweg zu unseren Familien. Mit reichlich Fotos auf den Speicherkarten, vor allem aber mit einem Gefühl von Dankbarkeit und Zufriedenheit. Das Zittern und Bangen im Vorfeld hatte sich gelohnt, der Natursee hatte es gut mit uns gemeint und uns für alle Strapazen entschädigt.
Philipp