Als glutroter Feuerball versinkt die Sonne hinter dem Horizont. Die Mücken summen und immer wieder wird die ansonsten spiegelglatte Wasseroberfläche von Kleinfischen durchbrochen, die langsam auslaufende Ringe auf das Wasser malen. Schwer hängt die Hitze noch immer über dem See, als die Dunkelheit längst Einzug gehalten hat und die Frösche ihr Konzert anstimmen. Wir befinden uns zweifellos in der heißesten Zeit des Jahres, es ist Sommer.
Das Leben pulsiert…
Für uns Karpfenangler beginnt der Sommer nach der Laichzeit, wenn die Fische ihre Laichgebiete verlassen. Er schlägt somit die Brücke zwischen Frühling und Herbst, den beiden Jahreszeiten, in denen eindeutig die meisten und auch die meisten großen Karpfen gefangen werden. Wie das sein kann, wo sich doch der Karpfen im warmen Wasser am wohlsten fühlt und sein Stoffwechsel auf Hochtouren läuft? In erster Linie liegt das wohl am Überangebot natürlicher Nahrung. Während das Nahrungsangebot im Frühling oder Herbst noch, oder schon wieder, dürftiger ausfällt, können sich unsere Zielfische in der warmen Jahreszeit so richtig die Bäuche vollschlagen und sind nicht unbedingt auf unsere Futtergaben angewiesen. Ob Insektenlarven, Würmer, Schnecken, Muscheln, Krebse, Laich, Fischbrut… das Leben unter Wasser pulsiert.
Was gibt es Schöneres?!
Unerwünschte Nebenwirkung für uns: Auch die immer hungrigen Brassen-Schwärme oder gefräßige Waller machen sich über den reich gedeckten Tisch her- und über unsere Futterplätze. Und als wäre das noch nicht genug, lässt die über und unter Wasser üppig sprießende Vegetation ein effektives Angeln an vielen Plätzen nicht zu. Aber natürlich hat der Sommer auch seine guten Seiten und die sollten wir nutzen! Denn zu keiner Jahreszeit lässt es sich stressfreier angeln. Angesichts der angenehmen Temperaturen müssen wir keine Klamottenberge ans Wasser schleppen, statt sperrigem Zelt mit Boden reicht oft ein Ovalschirm mit Mückennetz oder auch einfach nur die Liege unter freiem Hinmmel. Was gibt es was Schöneres!?
Süß und Fruchtig
Wir können entspannte Stunden mit Familie und Freunden verbringen, mit den Kindern die Natur entdecken und haben dennoch meist eine realistische Chance auf einen Run. Eben weil die Fische momentan fast pausenlos am Fressen sind. Langwierige Futterkampagnen sind daher nicht unbedingt erforderlich, auch spontane Kurzsessions mit auffälligen Snowmans oder Pop Ups können sich lohnen. Was im Umkehrschluss aber nicht heißt, dass wir uns zwingend mit dem Füttern zurückhalten müssen. Futterangler können jetzt so richtig die Kelle schwingen und Sternstunden erleben. Auch was die Köderwahl angeht, kann man zwischen Juni und August kaum etwas falsch machen. Die Karpfen sind nun wenig wählerisch und füllen dankbar die in der Laichzeit verbrauchten Reserven wieder auf. Ein hochattraktiver Fischmehlboilie ist fast schon ein Garant für Aktionen. Wer Angst hat, vor lauter Weißfischattacken nachts kein Auge zuzubekommen oder von Wallern überrannt zu werden, sollte es mit süßen Kohlenhydratboilies versuchen. Yellow Scopex oder Graf Cocs wirken meist selektiver. Kurzum: Der Sommer ist eine herrliche Jahreszeit, die uns jede Menge Chancen bietet, zum Erfolg zu kommen.
Philipp Magenheimer