Zwei Mal 25 Kilo Plus… (von Josef Dohr)

So wie alle Jahre wenn die Messesaison vorüber ist, denke ich das erste Mal auch wieder ans Wasser zu gehen. Bei uns ist quasi der Saisonbeginn mit der mittlerweile schon legendären Messe im Süden der Steiermark, die heuer am Schwarzlsee statt gefunden hat. Meistens so Ende März Anfang April werden dann bei uns normalerweise die Temperaturen auch so, daß sich das Wasser erwärmt und die Fische langsam beginnen ihre Abstinenz aus dem Winter abzuschütteln.

Heuer jedoch war es so wie überall relativ kalt und nicht selten fiel noch im April vielerorts Schnee, an Fischen war also kaum zu denken. Auch war die Durchmischung der Wasserschichten alles andere als gut und dies hatte auch zur Folge, dass die Fische absolut keine Lust hatten zu beißen.

Da ich generell ein Spätstarter im Frühjahr bin, paßte mir das Wetter ganz gut, denn ich wollte ohnehin noch nicht ans Wasser. Meistens wurde ich aber dennoch von Freunden dazu getrieben, weil es eben ab und an auch sehr gut lief. In meiner Gegend sind die Schottergruben allerdings ziemlich tief und haben steil abfallende Ufer.

Deswegen ist es auch schwieriger im Frühjahr Fische zu fangen, da es keine ausgedehnten Flachzonen gibt, die sich sehr schnell erwärmen. Da ist man also nicht nur auf ein paar sonnige Tage angewiesen, sondern auch auf mitunter kräftigem Wind und anhaltenden Sonnenschein, der dann das Wasser durchmischt und so das erste große Fressen beginnt.

(Diese Boilies sind die Besten die es auf dem Markt gibt!)

Die Zeitfenster sind da sehr begrenzt und wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sitzt, kann wahre Sternstunden erleben. Heuer bin ich das erste Mal unterwegs gewesen, einfach los, endlich mal am Wasser sitzen und entspannen. Da ich zurzeit beruflich sehr eingespannt bin, bin ich froh ab und an mal ans Wasser zu kommen, also kann ich mir nicht gerade die vermeintlich beste Zeit aussuchen, sondern kann raus, wenn ich eben Zeit habe.

Über meine Kollegen an meinem Hauswasser erfuhr ich, dass in diesem Jahr bis dato noch kein einziger Fisch gefangen wurde, nicht einmal ein Amur hätte sich blicken lassen. Grund dafür war eben der lang anhaltende Winter und die fehlende Durchmischung und der niedrige Sauerstoffgehalt. Unabhängig davon fuhr ich für 4 Tage an meinem Stammplatz und stellte mich auf eher ruhige 4 Tage ein. Da dieses ein absolutes Low Stock Gewässer ist, kann mit einem Biss pro Woche gerechnet werden, manchmal sind aber auch Sternstunden möglich, wenn alle Faktoren zusammenpassen.

(Über 25 Kilo Nummer Zwei… und was für ein toller Karpfen)

Wie ich dort hin fuhr, hatte ich schon ein gutes Gefühl, ihr kennt das bestimmt, wenn dieses besondere Etwas in der Luft hängt. Unbeeindruckt davon, ob was gefangen wurde oder nicht, baute ich mein Camp auf und begab mich mit dem Invader auf Erkundungstour.

Schon bald erblickte ich erste Fische, jedoch wie sollte es anders sein, sammelten sie sich alle in einer Bucht und sonnten sich an der Oberfläche, denn Flachzonen gibt’s nicht. Angesichts des langen Winters mit viel Schnee, ist der Wasserstand auch noch um ca. 1m über Normalstand, was also die Suche nach Flachzonen nicht erleichtert. Um ein Gefühl zu geben, was flach bedeutet, spreche ich da von 3-4 Metern.

(Auch die kleinen werden geknuddelt sagt der Chris Ackermann immer … )

Da die Fische in einem für mich nicht erreichbaren Teil des Sees schwammen, blieb mir nichts anders übrig, mögliche Zugrouten aus zu machen und sie, sofern sie ziehen würden, dort abzufangen und zum Fressen zu animieren. Die Fische hatten durchwegs noch den grauen Winterschleim auf den Schuppen incl. Parasiten.

Dies spricht auch dafür, daß noch wenig Bewegung im Wasser herrscht und sie erst aus dem Winterschlaf erwachen. Dies beachtete ich auch bei meiner Vorgehensweise, viel Futter wäre da jetzt fehl am Platz. Ich beobachte auch andere Angler am See, die machten das genaue Gegenteil, wahrscheinlich blieben auch deswegen ihre Bissanzeiger stumm. Nachdem ich vermeintliche Spots gesucht hatte, ging ich daran meine Fallen zu pimpen.

Meine Montagen gestaltete sich simple, vielmehr widme ich mich der Attraktivität der Kugeln. Was würde da besser dazu passen als der Dickmittelteig, Liquids und auch ein Salmon Oil? Dazu noch ein paar Ballen Groundbait und schon hatte ich einen perfekten Spot mit hoher Attraktivität erzeugt.

Den Dickenmittelteig hatte ich um den Boilie geknetet und zusätzlich kleine Teigreste dazu rund um die Montage verteilt, ein paar Boilies dazu, welche in einer der Liquids gesoakt wurden, mein Favourit ist der Bloodworm, dann noch im Groundbait oder Bait Attractor gewälzt, fertig!

(Was für ein Anblick!)

Den Hakenköder fische ich am liebsten als Singlehook dazu, oder als simplen Snowman. Nachdem alle Ruten scharf waren, machte ich mir erst mal ein leckeres Steak mit HP Sauce, jaja, die gibt’s auch in Österreich! Angesichts der Nullfänge bis jetzt, verlief auch die erste Nacht ruhig, nur ein Igel weckte mich, der sich in meinem Zelt verlief und sich beschwerte, daß auf einmal ein Hindernis auf seiner Route war. Nach lautem Gegrunze schlief ich weiter.

Am Morgen war ich gerade beim Kaffee machen, als unverhofft meine rechte Rute mit Vollgas ablief. Überrumpelt von dem Biss, stieß ich meinen Kaffee um und ich stolperte über die Böschung zur Rute und dann ins Boot. Nach einigem Hin und her konnte ich meinen ersten Fisch, einen kleineren Schuppi über den Kescher ziehen. Total happy den Schneider abgewehrt zu haben, machte ich ein paar Fotos. Es war mir tatsächlich gelungen, einen der trägen Jungs zu überlisten.

(Einer der wenigen Spiegler des Sees)

Da ich noch vier Tage Zeit hatte, war ich nun guter Dinge, vielleicht noch den ein oder anderen zu überlisten. Was aber danach gekommen ist, hätte selbst ich nicht geahnt, geschweige den erhofft. Jeden Morgen hatte ich nun ein Zeitfenster, wo die Fische gezogen sind und auch gefressen haben, es gelang mir, zwei absolute Biggies zu fangen und einen der selten Spiegler im Gewässer, Schuppirate ist ca. 90-95%!

Wobei ich die zwei Großen innerhalb 24h fing, der absolute Wahnsinn! Ich komm jetzt noch immer ins Schwärmen, wenn ich daran denke. Ob es nun an dem Futter und Dickenmittel lag, weiß ich nicht, aber eins weiß ich bestimmt, sie lieben es, was auch den Wiederfang des großen Schuppies mit dem Schuppenfehler beweist.

Für mich steht eines fest, nie mehr ohne Dickenmittel zum Fischen, lieber gehe ich nackt! 🙂

(Der Karpfen hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel!)

Wünsche euch allen noch schöne erfolgreiche Stunden am Wasser!

Haut rein,

Josef Dohr

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