Der Frühling verlief dieses Jahr irgendwie typisch, aber auch untypisch zugleich. Wieder einmal traf man viele Angler am Wochenende, die im Winter den ein oder anderen Schnapper auf einer der Messen ergattert haben und diesen endlich ausprobieren wollten. Folglich flog bei geringer Wassertemperatur viel zu viel Futter in den See.
Dieses Jahr hatte es zum ersten Mal Folgen, denn am heimischen Waldsee sterben nicht nur ein paar Gummern, sondern auch ein paar der alten Garde. Ob es am Futter liegt, oder am kalten April, bleibt fraglich. Jedoch sind falsch eingesetzte Futtermengen immer wieder ein Problem im frühen Jahr. Steigt die Temperatur äußerlich das erste Mal auf über 20 Grad an, so haben wir Unterwasser noch lange keine zehn Grad erreicht. Meiner Meinung nach sind die zehn Grad eine typische Marke.
Ab zehn Grad nehmen Karpfen einfach mehr Futter zu sich. Der Karpfen schwimmt weitere Strecken zurück und benötigt mehr Nahrung. Der Stoffwechsel kommt langsam in die Gänge. Bei uns Menschen ist das nicht viel anders. Im Winter fressen wir uns gemütlich einen dicken Winterpelz (wir wollen ja nicht frieren) und sobald die ersten Sonnenstrahlen heraus kommen, denkt man an den Sommerbody und schnappt sich die Laufschuhe. Im Winter sieht man nur die Harten laufen. Dazu kommen die elendig langen Nächte, die uns einfach ins Bett fesseln.
(…der Natur aus dem eher mageren Winter…)
Schon Anfang April waren die Seen in meiner Heimat belagert von Anglern. Ich finde es absolut nicht schlimm, wenn Leute ihrem Hobby nachgehen. Ganz im Gegenteil. Ich versuche gerade Jungangler zu unterstützen, denn so lernen sie es nicht nur mit der Natur umzugehen und sie zu respektieren, nein, sie verbringen ihre Zeit am Wasser und kommen nicht auf die Idee irgendeine Scheiße zu bauen.
So zumindest meine Theorie. Leider gibt es auch unter den Anglern schwarze Schafe, die es einfach nicht schaffen, sich an die Regeln zu halten.
Ja, auch ich habe viel Scheiße gebaut. Habe im Schongebiet gefischt, im Naturschutzgebieten und habe Nächte an Seen verbracht, an denen man nur tagsüber angeln darf. Aber ich habe bei allen Dingen meine gerechten Strafen bekommen und daraus gelernt. Heute verbringe ich Zeit am Wasser um vor allem dem Jagdtrieb nach zu gehen.
Natürlich bin ich total gerne in der Natur. Aber hey, scheiß auf ein paar Vögel die zwitschern. Ich will Fische fangen! Große, Dicke, Schöne oder auch Schlanke. Für mich zählt es nur eine Kreatur in seinem eigenen Lebensraum zu täuschen und anschließend zu überlisten.
(16mm Fresh n‘ Squid und White Lightning gepimpt mit pinken Goo. Der Knaller im kalten Wasser…)
Doch zurück zu meinem Frühjahr: Die typischen Frühjahrsspots waren in allen Seen im näheren Umkreis belegt. Ich hatte nun die Wahl zwischen einem neuen See oder Spots, die eher selten befischt werden. So suchte ich mir einen See, der generell sehr wenig befischt wird. Er hat einen eher mageren Bestand mit Karpfen bis knapp über 30 Pfund.
Ich suchte mir eine Stelle in Wurfweite, von der aus ich einen markanten Bereich befischen konnte. So setze ich mich schon Anfang April an eine Badestelle, die normalerweise eher im Sommer Erfolge einbringt. Ich fütterte jeden Tag eine kleine Hand Fresh ’n´ Squid Boilies.
Die erste Nacht verbrachte ich mit Katharina auf dieser Stelle und wir bekamen schon in den Abendstunden den ersten Biss. Nach zwei Fischen war allerdings schon wieder Ruhe eingekehrt. Das ist allerdings ein relativ normales Verhalten im Frühjahr. Ist der Stoffwechsel noch auf dem Spar Trip, reagieren die Fische viel sensibler auf störende Geräusche oder Veränderungen in der Umgebung.
Hier kann es oft schon von Vorteil sein, sich im Frühjahr einfach ein paar Dezibel leiser zu verhalten. Beide Fische kamen auf einen kleinen, unauffälligen Schneemann. Eigentlich voll gegen meine normale Frühjahrsstrategie. Bis zur Laichzeit habe ich die letzten Jahre immer auf knallige Popups gesetzt.
(Der erste dieses Jahr…)
(In der Woche bin ich meist alleine am See. Man merkt das: Es lief richtig gut…)
(Ein alter Milchner der ordentlich abgemagert ist. Natürliche Nahrung in diesem See ist absolute Mangelware…)
Ich verbrachte noch ein paar Nächte nach der Spätschicht auf diesem Platz. Fast jedes Mal konnte ich einen Fisch fangen, kam jedoch nur knapp über die zehn Kilo Marke. Es kam die Zeit sich nach etwas Neuem umzuschauen. In den letzten Jahren bin ich eher zum ruhigeren Typen mutiert.
Ich raste zwar immer noch aus aber halte trotzdem den Ball flach. Ich lasse mich dank der Schichtarbeit kaum noch am Wochenende am See blicken. Baut ein dritter oder vierter Angler am See auf, packe ich ein und fahre woanders hin. Ich habe mein Angeln sehr flexibel gestaltet. Ich habe nur das nötigste dabei und bleibe selten länger als zwölf Stunden an einer Stelle. So habe ich die Chance nicht von anderen Anglern gesehen zu werden.
Das ist nun mal das A und O in einem Verein mit knapp 80 Karpfenanglern. Man merkt deutlich, dass man trotz geringerer Angelzeit einfach effektiver fischt. So habe ich am Wochenende immer noch genug Zeit, um mit Katharina Dinge zu unternehmen, die ein normales Pärchen an solchen Tagen ebenfalls unternehmen.
Das klingt so crazy, aber viele können mir sicher bestätigen, dass es nicht einfach ist seine Beziehung mit jährlich über 100 Angelnächten unten einen Hut zu bekommen.
Wie auch immer: Ich war auf der Suche nach etwas Neuem…bzw. Altem. Mein Jagdtrieb zwang mich es an meinen Hausgewässern noch einmal zu probieren. Ein paar Puzzleteile fehlen mir dort noch zur Vollständigkeit. Es wird wahrscheinlich schwieriger denn je, doch einfach kann jeder.
So viel kann ich sagen. Mein Vorhaben knüpfe ich mit einem neuem Mix vom Jan zusammen. Was dieser Mix beinhaltet und wie gut die Fische ihn Langzeit und Instant annehmen, davon kann ich euch dann hoffentlich bald erzählen :-)….
(Das erste Mal den neuen Mix probiert: Ein paar Stunden am Morgen und direkt einen gefangen…)
(Der neue Mix hat es wirklich in sich. Ein geiler Flavour kombiniert mit einem soliden aber sehr hochwertigem Fischmehlboilie. Genau nach meinem Geschmack :-)…)
Haltet die Ohren steif!…