Seid gegrüßt zum vierten Teil meines Jahresrückblick. Nachdem ich mich die ersten drei Monate der Saison vor allem mit widerborstigen Szenegewässern herumgeschlagen hatte, war es im Juni 2020 endlich soweit. Der erste Corona Lockdown hatte endlich ein Ende und für mich ging es zurück an den Fluss.
Wo angelt der Seuß?
Als ich im Sommer 2019 wieder begann intensiver am Kultfluss Neckar zu angeln, als es in den letzten Jahren der Fall war, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass nur ein Jahr später, die halbe Szene plötzlich am Fluss angreifen will.
Nicht dass ihr mich falsch versteht, ich verstehe es als Kompliment andere Angler zu inspirieren, auch mal ihren Vereinspool zu verlassen, ihren Horizont zu erweitern und sich neuen anglerischen Herausforderungen zu stellen. Doch was mich so ankotzt, ist diese Hinterherlauferei. Warum trauen sich so wenige in dieser Gesellschaft, selbst Dinge auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln, wenn ihnen schon einige Wegbereiter zeigen, was möglich ist und wie es funktioniert? Das kann doch wirklich nicht wahr sein! Um etwas konkreter zu werden: Bereits im Spätjahr 2019 wurden viele Plätze, an denen ich erfolgreich war, eingenommen und plattgeangelt.
Ich bin dann mal weg
2020 drohte noch schlimmer zu werden, allein danach zu urteilen, wie viele so dreist waren, mich anzuschreiben, ob das Bild XY an Stelle XY entstanden sei. Geht’s noch? Für mich hieß es also mal wieder, das Weite zu suchen, um ungestört angeln zu können.
Also hielt ich mich fortan am Fluss sehr bedeckt und begann meinen anglerischen Fokus 2020 wieder stärker auf den Rhein zu fokussieren. Nach einem sehr zähen Start gelang es mir mit etwas Geduld, Fingerspitzengefühl und Hartnäckigkeit den Schlüssel zu finden, um konstant meine Bisse zu bekommen. Das klingt nicht wirklich spektakulär, doch am Rhein konstant Bisse zu bekommen, ist längst nicht selbstverständlich – ganz im Gegenteil. Am Fisch zu sein, ist oft die größte Kunst, alles weitere kommt dann oft durch die bereits erwähnte Ausdauer und Hartnäckigkeit.
Neue Wege am großen Fluss
Besonders interessant war festzustellen, wie wichtig es war, zur richtigen Zeit am Wasser zu sein. Genau das machte den Unterscheid, ob man in drei Stunden seine Fische fing oder in 24 Stunden genauso viele – krass.
Durch Anpassung meiner Angelei an die speziellen Bedingungen, gelang es mir meine Bissausbeute am Rhein ordentlich in die Höhe zu schrauben und das an ganz unterschiedlichen Stellen. Allerdings fing ich so viele kleine Fische wie in noch keiner Flusssaison zuvor. Die Fische müssen in den letzten Jahren einfach verdammt gut abgleicht haben – anders ist das gar nicht zu erklären. Der Klimawandel scheint da wirklich einen Einfluss zu haben.
Zu Besuch am Main
Jan Brauns erging es am Main genauso wie mir an Rhein und Neckar. Das ganze Rhein-Main-Gebiet wollte nach Jans guten Fängen 2019 plötzlich am Fluss angeln. Die Folge: Der Angeldruck stieg so rasant, dass so gut wie niemand, nennenswerte Erfolge einfuhr. Ja, die Fische sind halt nicht doof, oder sagen wir besser: erhöhter Angeldruck wirkt sich an jedem Gewässer auf die Fangaussichten aus – besonders wenn alle auch noch mit einem großen Eimer am Wasser anrücken, anstatt einfach mal auszuwerfen und zu angeln. Wir haben es probiert und herausgekommen ist der Video-Zweiteiler Chaos am Fluss. Mal sehen, was uns im nächsten Jahr einfällt.
Volker Seuß