Gruppenzwang

(Fische fokussiert und konzentriert und du fischt produktiver….)

Eigentlich ist es jedes Frühjahr dasselbe Zenario. So ab Februar leuchten in die ersten Fangmeldungen auf Facebook oder Instagram auf. Man selbst fühlt sich dann immer etwas unter Druck gesetzt. Zumindest ist es bei mir so. Hier oben im Norden ist das meist nicht ganz so einfach. Meine heimischen Seen sind allesamt tiefe Baggerlöcher, die man im Jahr sehr lange befischen kann, aber im Frühjahr einfach eine gewisse Zeit brauchen. Eine Zeit in der ein See mal nicht befischt wird, schadet bekanntermaßen auch nicht.

Trotzdem werde ich von den Postings dermaßen angestichelt, dass ich schon oft Ende Februar am Wasser hocke. Natürlich ohne einen einzelnen Piep. Das zieht sich meist bis Ende März so weiter. Ich sehe dann auch nicht ein, mich an irgendeine Pfütze zu setzen, nur um einen Gummern zum Posten zu fangen. Das ist mir dann doch zu unmännlich. Die ersten 10-12 Nächte fange ich meist in paar Weißfische. Irgendwann hat man dann schließlich doch Erbamen mit mir und der erste Fisch des Jahres liegt auf der Matte. Aber das Dutzend an Nächten auch…

(Darum dreht es sich eben – Fan gen und wer will das nicht auch sehr zeitig im Frühjahr…)

Dieses Jahr gehe ich die ganze Sache etwas durchdachter an. So zumindest meine Gedankengänge um den Jahreswechsel von 2016 auf 2017. Allgemein lässt man sich durch Bilder und Fänge von anderen Anglern und Freunden viel zu sehr ansticheln. Besonders dann, wenn es bei einem selbst mal nicht läuft und man einen Sponsor im Rücken hat, der für sein Geld irgendwann auch eine Lieferung möchte. Alleine schon in diesem Satz versteckt sich das böse Wort „Druck“.

Ein Wort, mit dem man sich Hürden selbst in den Weg legt. Noch ein gutes Stichwort: Soziale Netzwerke. In meiner „Whatsapp – Teamgruppe“ tauchen eigentlich jeden Tag Fische auf. Egal welche Jahreszeit, egal welcher Wochentag und natürlich auch völlig egal zu welche Uhrzeit…

Anfang Februar stecke ich das erste Mal meine Fühler an den heimischen Seen aus. Ja, wir hier oben haben dieses Jahr einen langen Winter. Während Ende März im Rheintal schon die Frühlingszwiebel erntereif ist, zeigt sich hier oben noch nicht ein Zipfelchen grün. Mal hier und mal dort fliegen meine Pop Ups für ein paar Stündchen ins Wasser.

So richtig mit Plan gehe ich allerdings erst Anfang April an einen flachen See, der etwas um die 20ha groß ist. Die Wassertemperatur auf 2 Metern beträgt 12° Celsius. Gerade gut genug, um ab und zu ein paar Tuna SC’s in einer flachen Bucht zwischen Badestrand und Parkplatz zu verteilen. In der ersten Nacht fange ich sogar drei kleine Karpfen und einen Graser mit 18 Kilo…

(White Lightning am Chod Rig – den wollte er haben..)

Super zufrieden fahre ich am nächsten Morgen zur Arbeit und beschließe spontan am Abend wieder zurück zu kehren. Schon früh abends zeigen sich überall Fische in der kleinen Bucht. Bis Mitternacht habe ich zwei kleine und einen ganz guten Karpfen. Im Morgengrauen folgen noch drei weitere.

Die Entscheidung war also goldrichtig! Ein paar Tage später schaue ich erneut in der Bucht vorbei und kann noch einen Fisch fangen. Dieser ist mit etwas unter 15 Kilo der Größte, den mir die paar Tage hier einbrachten…

(Der größte Fisch, den ich in der kleinen Bucht fangen konnte…)

Mittlerweile ist es Anfang Mai und ich komme gerade von einer eher nicht so starken Frankreichtour zurück. Ich habe es in knapp zehn Tagen immerhin geschafft einen Karpfen und zwei Welse zu fangen. Daheim sind auch die Schönwetterangler auferstanden und so versuche ich mit kurzen Nächten unter der Woche aktiv zu fischen.

Aktiv bedeutet für mich, dass ich mich abends nach Fischen umschaue und die Nacht dort verbringe, wo ich welche gesehen habe oder vermute. In der Regel klappt das besonders im Mai und Juni sehr gut.

In den heißen Sommermonaten dagegen stelle ich meine Angellei um und befische eher tiefere Seeregionen. Zwischen Früh- und Spätschicht habe ich immer einen ganz guten Zeitraum, auf die das aktive Angeln sehr gut passt. Das Wasser ist in der letzten Zeit sehr warm und auch an den Ufern ist es grün geworden.

Ein paar Tage hintereinander sehe ich den Bestand eines eher kleinen Sees immer im selben Bereich. Einen Tag vor dem Angeln verteile ich einen großen Eimer Partikelmix und einen Kilo Tuna SC’s. Ich fische diesen Boilie seit über einem Jahr und schenkte ihm von Anfang an mein vollstes Vertrauen. Dazu bin ich ein absoluter Fan von Bierhefe. Eine günstige, aber sehr gute Zutat, die einen Fischmix stark aufwertet. Diese versteckt sich übrigens schon im Namen Tuna „Saccharomyces Cerevisiae“.

(Manchmal reicht ein Single Bait oder nur nen‘ Händchen voll Köder…)

Jedenfalls kam ich einen Tag nach dem Füttern pünktlich nach der Arbeit am See an. Von den Fischen war natürlich keine Spur, also schaute ich mich wieder im genannten Bereich genau um.

Als Hakenköder nutze ich mittlerweile nur noch unsere Hookbaits. In Sachen Härte und Haltbarkeit muss ich mir einfach keine Sorgen mehr um leere Haare machen. Durch das verarbeitete Auftriebsmittel wirken sie zudem etwas ausgewaschen. Ein cooler Nebeneffekt wie ich finde…

(Unsere Weightless Hookbaits – für mich der perfekte Hakenköder…)

Schließlich platzierte ich doch zwei Ruten auf der Futterstelle. Eine mit einem Pink Lightning Pop Up, die Andere mit einem Single 16mm Tuna Sc am Haar. Meine dritte zur Verfügung stehende Rute platzierte ich ebenfalls mit einem Single Hookbait genau mittig zwischen den anderen Beiden. Doch im Gegensatz zu diesen füttere auf dieser Rute nichts dazu.

Abends fange ich zunächst einen Brassen auf die Pop Up Rute und eine unfassbar große Schleie auf den 16mm Tuna. Kurz bevor die Sonne aufgeht fange ich einen kleinen Spiegler ebenfalls auf den Tuna. – Noch während ich den Fisch im Kescher habe, läuft die Rute ohne Beifutter los.

Kurzerhand klinke ich das Vorfach im Kescher aus, werfe die Rute ans Ufer und lasse den kleinen Karpfen im Kescher. Der zweite Fisch macht richtig Druck und ich musste ihm in Watstiefeln mit dem anderen Fisch im Kescher entgegen gehen. Mit Erfolg kann ich den Guten einnetzen…

(Geiles Ding – auf den Single Bait…)

Noch im Kescher befreie ich den kleineren vom Haken und lasse ihn direkt wieder schwimmen. Den Dickeren packe ich schnell in die Schlinge, um die Ruten wieder neu auszulegen. Ich hatte irgendwie so ein Gefühl… Den Single Bait werfe ich wieder ohne Futter etwa mittig zu den beiden Plätzen.

Als ich die zweite Rute in die Hand nehme, läuft die gerade frisch ausgeworfene erneut ab. Doch der Fisch steigt mir allerdings nach nur zwei Kopfschlägen aus…

(Der blinde Schuppi mit über 15 Kilo – lange hab ich auf ihn gewartet…)

Zwei Tage später bin ich zurück am See. Nach der Spätschicht bringe ich meine drei Ruten auf die Plätze vom letzten Mal. Gegen Mitternacht bin ich durch und haue mich nach einem langen Arbeitstag endlich hin. Gegen halb fünf fange ich wieder einen Halbstarken auf den 16mm Köder mit Beifutter.

Um neun krieche ich aus der Koje und sehe am gegenüberliegenden Ufer die Fische im Laichtrubel. Beim Einpacken überlege ich mir spontan einen Pop Up grob in die Nähe zu werfen. Gesagt getan…

(Ich angele gerne auf versteckten und nicht so stark fragmentierten Angelplätzen…)

Meinen restlichen Kram verfrachte ich schon mal ins Auto und hinterlasse nur die Rute, einen Kescher und eine Schlinge. Zurück am Platz gebe ich der Rute noch eine Viertelstunde, bevor ich mich verdrücken wollte. Wie soll es auch anders sein? Natürlich läuft sie ab und ich kann einen guten Schuppi fangen.

Ich stecke ihn kurz in die Schlinge, um aus dem Auto ein Stativ, meine Kamera und die Waage zu holen. In diesen fünf Minuten überlegt sich der Schuppi spontan in meine Schlinge zu laichen. Ich mache schnell zwei Fotos und setze den Guten schnell zurück. Mit knapp über 16 Kilo ist es der größte Fisch, den ich in knapp zehn Jahren in diesem Gewässer fangen konnte.

(Trotz dem Laichen nahm der Fisch einen Pop up, der unweit vom Spektakel entfernt lag…)

Es ist nicht immer so, dass der frühe Vogel den Wurm fängt. Klar hört man gerade im März immer von großen Fischen. Der März ist eine sehr gute Jahreszeit. Nicht nur weil sich das Wasser ganz leicht erwärmt, sondern weil die Tage länger werden und auch das die Karpfen mitbekommen. Doch für mich der größte Vorteil im März: Man ist meist alleine am See. In stark befischten Seen gibt es keinen größeren Feind als zu viele Schnüre.

Wie sagte Christian Wolf so schön zu mir: „Da fischt du nicht auf die Fische, sondern gegen die anderen Angler.“ Ja, an dem Satz ist was dran. Jeder der daheim einen Vereinsteich mit ein paar Anglern teilt, wird dieses Problem kennen. Deswegen bin ich froh in einem Dreischichtsystem zu arbeiten.

Natürliche sind diese Arbeitszeiten absolut nicht Familienfreundlich, aber wer, wie ich, viel am Wasser hocken will, der kann so auch unter der Woche viel Zeit am See verbringen. Daher werde ich auch weiterhin das Frühjahr nutzen, auch wenn man nicht immer einen Lucky Punch setzen kann…

(Ein einzelner Köder an der richtigen Stelle, da wo sich die Karpfen aufhalten fängt oft mehr als das Aushaaren auf der Futterstelle – dennoch stellen Futterstellen eine Vertrauensbasis für mich dar…)

Für mich bedeutet das Angeln weiterhin „Ausgleich zum Alltag“, wenn man dann noch alleine am Wasser abschalten kann ist perfekt!

Philipp Zander

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