Ich sitze im VW Bus meines Kumpels als ich von meinem Handy das aktuelle Datum des heutigen Tages ablese, wir haben bereits den 18 Juni, unfassbar! Für mich wird dieser Tag ein ganz besonderer im Jahr 2019 sein. Nein, ich habe nicht Geburtstag, dieser brütend heiße Dienstag bedeutet mir in diesem Jahre viel mehr als jedes Fest zu meinen Ehren. Seit dem 3 Mai bin ich nicht mehr angeln gewesen und heute geht es endlich wieder raus…
Es sind halt die Opfer, die man zahlen muss, wenn man sich beruflich weiterbilden möchte und an drei Abenden in der Woche nach beendeter Arbeit noch in die Uni fährt. Aber in diesem Jahr war alles anders, zu den üblichen Klausurenphasen und Abendvorlesungen, stand die Abgabe meiner 70 seitigen Hausarbeit an. Und jeder der so eine Hausarbeit schon mal zu Papier bringen musste, weiß was das bedeutet. Meine Opfergabe hierfür war der doch so bissige Mai. Was hat mein Herz geblutet sag ich euch, Facebook und Instagram können wahre Folterinstrumente des Grauens sein, wenn man selbst gerade nicht ans Wasser kommt!!!
Zum Sonnenuntergang kamen die Bisse
Aber jetzt möchte ich nicht mehr klagen, denn wir haben schließlich Dienstag, den 18 Juni und ich sitze in einem Auto dessen Ziel Frankreich ist. Nur noch wenige Stunden und ich werde wieder Ruten legen, Rigs binden und vielleicht sogar meinen Bissanzeiger wieder nach mir rufen hören. Nach viel Fahrerei und ein wenig Gewässerhopping, fuhren wir an einem kleinem Kanalstück entlang, welches ich bereits im Vorjahr befischt hatte. Ich wollte aus dem fahrenden Auto heraus nach Fischen Ausschau halten und bereits nach wenigen Minuten rief ich meinem Kumpel laut zu „Fisch“ und er stoppte abrupt ab.
Durch das mannshohe Gras konnten wir ihre dunklen Schatten, welche sich immer wieder an der Krautkante zeigten, schnell ausmachen. Zwischen einigen mittelgroßen Spieglern und kleineren Schuppis, konnten wir sofort zwei richtige Traumfische bestaunen. Auch wenn sie vielleicht nur 10 bis 12 Kilo schwer waren, stellten ihre große Schuppen auf den Flanken doch eh jedes Gewicht in den Schatten.
Sofort griffen die Automatismen in uns und wir ließen ein paar Brotflocken zu Wasser, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Auch kleine auffällige Pop Ups wurden verschmäht, jedoch war die Hauptaufgabe fürs Erste gemeistert, denn wir hatten die Fische gefunden! Gegen Abend zogen Wärmegewitter auf und die Luft kühlte merklich ab. Das gute Gefühl in uns, verbunden mit der Erkenntnis die Fische vor uns im Kraut zu wissen, wandelte sich noch vor Einbruch der Nacht in Runs um.
Aber nicht nur das, direkt mein erster Fisch war eben einer dieser Schönheiten aus diesem Kanalstück. Wie schnell doch die Arbeit und Sorge der letzten Monate vergessen waren. Die kommenden Nächte versprachen fischreich zu werden, wobei wir uns die Tage mit gutem Essen, kalten Rose und gelegentlichen Abkühlungen im Kanal doch auch sehr „erträglich“ gestalteten. Nun bin ich wieder zuhause und meine heimische Sommerangelei steht in den Startlöchern.
Im Nachhinein hat mir der Angelentzug doch ganz gut getan, selten habe ich mich auf einen Trip so gefreut und für verhältnismäßig „kleinere“ Fische, so große Begeisterung aufbringen können. Jetzt ist der Hunger wieder da und ich bin gespannt, was das restliche Jahr mir noch zu bieten hat.
Ich werde wieder berichten.
Benjamin Kessenich
Autor
Benjamin Kessenich
geboren 1986, ist gelernter Anlagentechniker im Bereich Heizung, Klima- und Lüftungstechnik. Bereits im zarten Alter von 4 Jahren wurde Benjamin von seinem Vater zum ersten Mal mit ans Wasser genommen. Diese Erfahrung muss etwas ausgelöst haben, das in den Folgejahren durch Erziehung und Maßregelung nicht mehr weg zu bekommen war. Eine leidenschaftliche Besessenheit, die sich mit den Jahren immer weiter entwickelte. Im weiteren Verlauf wurde er vom Allrounder zum ambitionierten Karpfenangler, der nicht nur durch dicke Fische überzeugt, sondern auch besonders durch tolle Beiträge und richtig tolle Bilder.
Benjamin befischt alle möglichen großen wie kleinen, stehende wie fließende Gewässer rund um den Köln-Bonner-Raum. Dazu zieht es ihn auch regelmäßig an die großen Flüsse und Seen Frankreichs. Ständig auf der Suche nach diesem einen Moment, dieser einen Sekunde, die einen Angeltag unvergesslich macht.