F*ck Or Feed? (von Mario Winnikes)

Jedes Frühjahr stellt sich diese elementare Frage nicht nur uns Karpfenanglern, sondern vor all unseren geliebten Zielfischen. Sie haben die Qual der Wahl, ob sie sich in einer wahren Fressorgie die Mägen vollschlagen oder sich doch lieber der Erhaltung ihrer Art widmen und stattdessen eher eine Sexorgie feiern… Fressen oder laichen?

(Fortpflanzen oder Fresse? Das ist hier die Frage!)

(Erwischt man die Fressphase vor der Laich, kann man wahre Sternstunden erleben oder eben richtig blanken!)

Getriggert wird dieser Entscheidungsprozess durch die Sonnenscheindauer und die daraus resultierende Wassertemperatur. In unseren Breiten geschiet das bei einer Wassertemperatur von ca. 18 bis 20 Grad C. Bleibt diese Temperatur über mehrere Tage konstant, dann haben die Karpfen ihre Fortpflanzung in 1 bis 2 Wochen erledigt. Fällt aber, z.B. durch einen Wetterumschwung bedingt, die Wassertemperatur wieder ab, wird das Laichgeschäft unterbrochen. Bei entsprechend wechselhaftem Wetter, kann es auch mal 2 bis 3 Monate dauern, bis alle Karpfen abgelaicht haben.

(Vatertagsfisch – war das Laichgeschäft schon rum? Ich war mir nicht sicher. )

(Anfang Mai: Das Wasser war noch unter 18 Grad – diesen Spiegler fing ich mit Höchstgewicht.)

Doch was bedeuted das für uns Angler? Sollten wir in der Laichzeit angeln gehen oder doch lieber zu hause bleiben (und uns selbst fortpflanzen)? Wenn man die richtige Phase erwischt, können wir wahre Fangorgien erleben, oder auch gnadenlos blanken, wenn wir zur falschen Zeit angeln. In den letzten Jahren habe ich selbst erlebt, dass ein bis zwei Wochen vor dem Laichen optimal sind. Die Karpfen versammeln sich in den Regionen eines Gewässers, in denen sie ideale Laichbedingungen vorfinden. Sie haben ihr Höchstgewicht und fressen nochmals hemmungslos, um Energien für den bevorstehenden Gruppensex zu sammeln.

Ebenso sind sie nach dem Ende der Laichzeit wieder leichter zu fangen, da sie nach der Fresspause richtig Hunger haben und die beim Laichgeschäft verbrauchten Kalorien durch gieriges Fressen auffüllen müssen. In diesen Phasen bringt dann viel Futter viel Fisch und noch mehr Futter noch mehr Fisch. An einem Wochenende verbrauche ich dann schon mal 10kg bis 15kg Boilies. Da ich lieber die großen Karpfen fangen will, füttere ich dann keine Partikel oder Pellets, sondern nur 20mm und 24mm Boilies. Vielen Dank hier an Jan für das Rollen meiner WUNSCHBOILIES!

(Meine Wunschboilies!)

(Nach der Laich haben die Fische mächtig Hunger!)

Während dem eigentlichen Ablaichen stellen sie die Nahungsaufnahme nahezu ein und sind fast unfangbar. Auch in kurzen Laichpausen konnte ich nur noch vereinzelt Karpfen, meist auf auffällige (Reiz-) Köder wie z.B. YELLOW LIGHTNING Pop Ups, fangen. Auch Versuche mit Green Granada INCUBATOR brachten manchen Bonusfisch.

(Reizköder wie Pop Ups + Incubator können auch in Laichpausen einen Fisch bringen. )

Ist man zeitlich flexibel, sollte man genau diese exzessiven Fressphasen abwarten, dann ans Wasser gehen und den Jackpot abräumen. Meine Fischerei hingegen gleicht mehr einem Glücksspiel. Da ich einen Fulltimejob und Familie habe, kann ich nur am Wochende ans Wasser und muss dann die vorhandene Situation einfach hinnehmen. Hop oder Top, Sekt oder Selters, fangen oder blanken, f*ck or feed!

(F*ck or Feed? )

Dieses Jahr im Mai erlebe ich, wie auch bereits im April 2014, genau die oben beschriebenen Situationen. An zwei aufeinander folgenden Wochenenden, erwische ich die Karpfen vor dem Laichen. Sie versammeln sich in einem flachen Seebereich vor einer Schilfzone und sind im Fressmodus! Schon kurze Zeit nach meiner Ankunft am See habe ich den ersten Run. Leider verliere ich das Brett nur einen Meter vor dem Kescher, doch keine 15 Minuten später kann ich zum Glück den zweiten Fisch des Tages, einen wunderschönen, feisten Spiegler mit über 20kg landen. Und es geht Schlag auf Schlag weiter.

Ich fange viele schöne Karpfen, fette Spiegler, bullige Schuppies, es ist alles dabei. Ich habe insgesamt 4 (!) Doppelruns, die ich alle irgendwie lande. Das ist schon richtig Stress. Auffällig ist, dass ich relativ wenig kleine Karpfen fange, sondern eher die größeren Exemplare des Sees am Platz habe. Das liegt meiner Meinung daran, dass ich nur 20mm und 24mm Boilies füttere. Als Hakenköder nehme ich meist WEIGHTLESS DICKENMITTEL Hookbaits in 24mm. Diese sind leichter als normale Boilies und sinken dadurch weniger in das an dieser Stelle vorhandene Bodenkraut ein. Sie sind dazu noch härter und somit resistenter gegen Kleinfischattaken. Nachts ziehe ich sogar 2 Stück in 24mm auf’s Haar. Es funktioniert. Ich werde fast nur von den dickeren Schweinchen geweckt.

(Ich erwische die Fische in ihrer letzten großen Fressphase vor der Laich.)

(Es geht Schlag auf Schlag: Ein dicker folgt dem nächsten.)

(Nicht nur einmal bekomme ich Runs unmittelbar nacheinander oder gar Doppelruns.)

(Gegen Ende des Wochenendes werden die Fische bereits kleiner, die Bisse unregelmäßiger.)

Dann nur 3 Tage später kommt mein Freund aus Friesland zu Besuch. Wir haben 4 Tage Zeit und sind uns sicher, „richtig abzuräumen“, doch leider hat das Wetter inzwischen abgekühlt, es regnet. Die Fische haben den flachen Seeteil verlassen und ihre Fressorgie beendet. Am ersten Morgen, es ist Vatertag, kann ich zwar noch einen schönen Vierziger fangen, doch dann ist Ende. Auch ein Platzwechsel bringt nicht den gewünschten Effekt. Wir probieren alles, doch sie wollen einfach nicht mehr fressen.

In den beiden folgenden Wochen verbringe ich meinen Pfingsturlaub mit der Familie und gehe nur einmal, kurz vor dem Urlaub, für zwei Nächte am Wasser. Es ist immer noch kühl, ja fast schon kalt und wechselhaft. Ich fange immerhin vier Karpfen, doch das ist kein Vergleich zurzeit vor dem Wetterwechsel.

(Nach dem Laichgeschäft dauert es noch gut 2 Wochen bis die ersten Fische wieder beissen.)

Mitte Juni komme ich wieder an den See. Es war warm gewesen und die Fische hatten ihre Paarung fortgesetzt und größtenteils schon beendet. Ich füttere an einem neuen Platz an, der direkt am Ufer auf 3 bis 4 Meter Wassertiefe abfällt und mit Bäumen überwachsen ist. Meine Einschätzung ist, dass die Karpfen jetzt aktiv auf Futtersuche sind und an den Bäumen entlang die Uferkante nach Futter absuchen. Und so ist es auch. Sie fressen gierig, sehr gierig sogar. In zwei Nächten fange ich insgesamt 12 Karpfen, meist kleinere Schuppies. Fast alle haben deutliche Spuren vom hemmungslosen Sex und auffällig eingefallene Bäuche.

(Mit den ersten Fischen nach der Laich gilt es wieder mit dem Füttern zu beginnen.)

Wenn sie meine Tipps befolgen (und das richtige Futter verwenden) könne sie auch in der launischen Laichzeit überdurchschnittliche Fänge erzielen.

(Verwendet man zur richtigen Zeit das richtige Futter, sind solche Fische möglich.)

Eine Bitte noch: holen sie nach dem Angeln unbedingt ihre Marker wieder ein! Nach einem heftigen Run hing der Fisch irgendwann fest. Zwar konnte ich ihn einige Meter heranziehen, doch dann ging nix mehr. Da alle Tricks den Fisch nicht frei bekamen, holte ich das Boot eines befreundeten Anglers. <

Über dem Fisch konnte ich dann mit sehr viel Zug den Fisch frei bekommen und einschließlich einem ca. 5 Meter langem Anhang aus Marker, Pose, Blei, Schnur, Futterkörben, Methodbleien und einem Bremsbelag(!) in den Kescher ziehen. Der Kopf des Fisches war in das Schnurgewirr eingewickelt. Er war total erschöpft. Wäre meine Schnur gerissen, hätte der Fisch ganz sicher nicht überlebt.

(Bitte Marker und Unrat einholen!)

…weil’s fängt, Mario Winnikes. <

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