Das Thunfisch Tagebuch Teil 1 – Langzeitfutterplatz… (von Philipp Zander)

Sind wir mal ehrlich: Langzeitfutterplätze, sprich Plätze die über mehrere Wochen oder Monate konstant mit demselben Futter gehalten werden, sind für mich die effektivste Angelmethode auf Karpfen. Aber einen kleinen Nachtteil hat diese Angelei.

Sie kostet eine Menge Zeit und Nerven. In den seltensten Fällen fängt man über den genannten Zeitraum konstant gut. Bei mir war es oft der Fall, dass ich die ersten drei vier Male schlecht gefangen habe und direkt an meinem Platz gezweifelt habe.

 

Auf keinen Fall sollte man am Futter zweifeln und für solche Kampagnen nur Futter verwenden, dem man einhundertprozentig vertraut. So kann man den Faktor Futter außer Acht lassen und seine Nerven lieber ins Wetter oder Gewässer investieren.

Doch was braucht so eine Boilie um die Fische über längere Zeiträume bei Laune zu halten? Ich denke Fischmehl ist ein richtiger Playboy was lange Zeiträume angeht.

Da braucht man einem Fisch wirklich nicht mit einem roten Kirsch Boilie kommen. Ein Karpfen der sich viel bewegt braucht Proteine und Fischmehl ist eine günstige Zutat die dies liefert.

Verfeinern kann mein die Kugel je nach Preis mit Leberex, GLM oder anderen tiereschen Mehlen. Wie gesagt, es kommt immer darauf an wie teuer der Boilie für den Angler sein darf. Aber kommen wir nun auf den neuen Tuna.

(Sie sehen so verführerisch aus…)

Ich machte mich zum Wochenende hinauf zum Jan um eigentlich ein paar neue Bloodworm Boilies zu rollen. Diesen Boilie fischte ich das ganze letzte Jahr und ich denke diese Kugel ist für den Preis einfach unschlagbar. Jan erzählte mir dann allerdings von einem neuen Mix.

Ich schaute mir die Rezeptur an und stimmte zu. Oh man, ich fühlte mich wie ein Versuchskaninchen aber Jan war guter Dinge.

Schon am nächsten Tag fuhr ich füttern. Ich habe ganz in der Nähe meiner Heimat einen 25 Hektar großen Baggersee den ich zwei Jahre kaum befischt habe. Die Fische dieses Sees reagieren nur sehr wenig auf Futterplätze.

Warum? Sie ziehen mit dem Wind. Steht der Wind nicht auf deinen Platz, machst du Nase. Egal wie konstant du gefüttert hast. Also warum aus dem Ködertest nicht einen Härtetest machen. In der Woche nach dem ersten Füttern habe ich leider Frühschicht. Das heißt ich kann gegen Mittag etwas Futter in den See werfen, wenn der Wind auf mein Ufer steht.

(15 Kilo und frisch ausgelaicht…)

Ich habe mir eine einfache Kante am Nord/Ostufer gesucht, um anderen Wochenendanglern aus dem Weg zu gehen. In der nächsten Woche habe ich Nachtschicht und kann somit von morgens um 7 bis abends um 9 angeln.

Es passiert natürlich genau das, was mir passieren musste. Hochdruck und leichter Ostwind. Ich schmeiße meinen Plan um und fische zwei aufeinanderfolgende Tage ein kleines Plateau am gegenüberliegenden Ufer. Am ersten Morgen kann ich einen Schuppi mit 15 Kilo fangen.

(Tja, so ne Fresse zieht man halt morgens nach der Nachtschicht…)

Am zweiten Tag einen kleinen Spiegler. Für den ersten Versuch finde ich das gar nicht schlecht und bin zufrieden. Zum Ende der Woche füttere ich das Plateau weiter. Die darauffolgende Woche ist meine Spätschichtwoche.

Hier kann ich von abends bis zum nächsten Mittag angeln und nehme somit die heißeste Phase des Tages mit. Ich freue mich tierisch auf diese Woche. Leider soll der leichte Ostwind noch ein paar Tage anhalten.

Ich entschließe mich, die erste Nacht auf dem Plato zu machen. Doch irgendwie ist es kühler als die Tage zuvor. Am nächsten Morgen stehe ich ohne Biss da. Der Wind hat leicht auf Südwest gedreht. Bevor ich zur Arbeit muss, fahre ich an die Kante am Ostufer und verteile fünf Kilo der Thunfischknicker.

(Der Wind steht genau auf meiner Kante…)

Der Arbeitstag zieht sich und ich bin endlos froh abends endlich in die Straße des Sees einzubiegen. Ich packe wie mit Scheuklappen meinen Trolley und fahre zum Plato. Am Ufer angekommen bemerke ich erst den recht starken Südwestwind.

Jetzt muss ich mich entscheiden entweder nicht im Wind zu fischen und aufs andere Ufer zu gehen und wahrscheinlich auf den fünf Kilo Boilies von heute Vormittag zu angeln. „Ach was solls“, denke ich mir.

Zurück zum Auto, alles wieder einladen und zum anderen Ufer fahren. Alles geschieht in knapp 15 Minuten. Das andere Ufer fühlt sich mal richtig gut an. Der Wind drückt mir voll ins Gesicht und es ist fast Mitternacht als ich beide Ruten auf die Kante gefahren hab. Ich fütterte auf beide Ruten trotzdem eine Hand fürs gute Gefühl.

Ich schlafe nur sehr unruhig ein. Die Heringe meines Brollys liegen von der Nachtschichtwoche noch daheim in der Garage und ich werde die Nacht gut durch geschüttelt. Kurz nach dem Hellwerden läuft eine Rute ab. Ich nehme sie auf und spüre harten aber ruhigen Druck.

Ich muss den ganzen Drill über Grinsen. Die Aktion gestern Abend mit dem spontanen Entschluss nochmal den Platz zu wechseln passt zu diesem See. 2011 und 2012 fischte ich hier fast 140 Nächte und konnte alle bekannten Fische bis auf einen langgezogenen Schuppi fangen.

Der Schuppi wurde vier Jahre lang nicht gefangen und tauchte letztes Jahr zweimal auf. Soweit ich mich entsinnen kann ist der lange Schuppi der fünfte oder sechstgrößte Fisch im See.

Das kann man gut einschätzen, weil in diesem See ein Altbestand von zirka 25-30 Fischen schwimmt. Der Drill zieht sich hin. Irgendwann tauscht ein sehr dunkler Schuppi auf. Ich erkenne ihn sofort.

Nein, es ist nicht der lange sondern der zweitgrößte Fisch im See. Er hat zugelegt und wurde zwei Jahre nicht gefangen. 23,6 Kilo, vielen Dank du neuer Mix.

(Ein nussbrauner Milchner mit Topgewicht. Dafür bin ich hier!…)

Ich befischte diesen Platz in der Woche noch zweimal und konnte noch zwei kleine Fische fangen. In der folgenden Frühschichtwoche fütterte ich die Stelle weiter. Das Wetter blieb weiterhin völlig unberechenbar.

Ich machte den Fehler und ließ mich eine Nacht am Wochenende blicken. Hier zeigte sich der See von einer anderen Seite. Sechs andere Angler spannen sich gegenseitig mit dem Boot ab und nur einer fängt einen kleinen Spiegler. Ich packe schon früh morgens mit schlechter Laune zusammen.

In der Nachtschichtwoche habe ich wieder meine Ruhe. Ich gehe drei Tage raus und jeden Tag verändert sich das Wetter. Folglich blanke ich. Zum Glück habe ich mich mit der Futtermenge zurückgehalten. Leider wird zum Wochenende das Wetter so richtig Fängig. Harter Westwind und Regen. Spontan will auch noch Kumpel Niklas zu mir kommen. Nur mit großer Überzeugungskraft und Willen lasse ich mich auf zwei Nächte am Wochenende ein.

Nach der letzten Nachtschicht, also Freitagmorgen, baue ich am See auf. Es regnet leicht und der Wind ist optimal für mein Ufer. Niklas ist gegen 14 Uhr da, schreibt er. Ich fahre drei Ruten heraus und stelle meinen Wecker auf kurz vor 2. Gegen acht läuft eine Rute ab.

Ich kann einen langen Schuppi um die 13 Kilo fangen. Ich packe ihn vorerst in die Schlinge und fahre schnell die Rute um mir noch ein bisschen Schlaf zu genehmigen.

Niklas kommt gerade um die Ecke, da läuft dieselbe Rute wieder ab. Niklas steigt aus seinem Auto und springt direkt zu mir ins Boot. Der Fisch steht lange tief, doch gibt irgendwann auf. Ihn erkenne ich erst am Ufer. Ein Weiterer der Top 5 und eher das Gegenteil von lang und sportlich.

(Der nächste Große. Schon im Kescher liefen ihm meine Boilies hinten raus. Der Kollege hat hier schon länger ordentlich rein gehauen…)

Ich mache es kurz: Das restliche Wochenende passiert nichts, außer dass ein anderer Angler von der gegenüberliegenden Seeseite versucht direkt auf meinem Platz zu angeln. Wir sehen es bei einem Rotwein mit Humor. Nach diesem Wochenende war ich überzeugt vom neuen Tuna. Ich freue mich darauf, ihn in anderen Gewässern zu probieren!.

Philipp

(Bis zum nächsten Tagebuch 🙂

Fortsetzung folgt…