Langsam aber sicher kam das Gefühl wieder zurück in meine Fingerspitzen. Auch wenn der Winter nicht den Wintern gleicht, die ich aus Kindheitstagen in Erinnerung habe – unter Wasser hielt er mittlerweile Einzug. Die Temperaturen des Gewässers an dem ich mich für die erste Nacht der noch so jungen Saison 2020 niedergelassen hatte, lag bereits unter 5°. Eine Woche nach Neujahr verschlug es mich zum ersten Mal raus ans Wasser. Nahezu den kompletten Herbst über, ließ ich meine sieben Sachen in der Garage stehen und jetzt, wo die Aussicht auf Erfolg am geringsten waren, zog es mich raus. Raus in mein „zweites Zuhause“…
Wichtig: üppiger Bestand
Ich hatte einige Gewässer auf dem Schirm, wählte aber die für mich sicherste Variante: Ich kannte das Gewässer schon viele Jahre und war mit den Spots, die sich mir boten bestens vertraut. Auch der Fischbestand war fürs Winterangeln ideal – also durchaus gut.
Spotwahl: zwischen hart und weich
Meine Spotwahl fiel auf den Ausläufer einer kleinen Sandbank. Bereits im Dezember 2018 hatte mir diese Stelle kurz nach Weihnachten zwei wunderschöne Fische beschert (Link zum Update). Einen 24er Dickenmittel 2.0 Boilie kam an den Übergang vom harten, sandigen Boden zum etwas weicheren Sediment auf etwa 6m Tiefe zum Einsatz. Die andere kam ein paar Meter abseits ins Rennen, etwas tiefer auf schlammigem Untergrund. Hier präsentierte ich einen kleinen Schneemann mit einen 12mm White Lightning Pop Up als Topping. Über beide Ruten leerte ich einen Eimer voll „Brühe“.
Als Beifutter nur Brühe!
Schon seit Jahren ziehe ich es vor, bei solch kalten Bedingungen, nahezu kein festes Futter zu meinen Hakenködern bei zufüttern, möchte aber dennoch eine „attraktive“ Umgebung um meine Hakenköder kreieren. Als Beifutter gebe ich immer ein paar hundert Gramm Groundbait in einen Eimer, schütte mittlerweile noch eine gute Portion Zuckmückenlarven hinzu, dazu kommt eine Hand voll Boilies und einige Dosenmaiskörnchen – aber auch nur, wenn ich weiß, dass hin und wieder noch Fische gefangen werden. Sind alle Komponenten im Eimer, fülle ich diesen mit Wasser auf, verrühre diese Leckereien und kippe den entstandenen Sud über die Stelle, an der ich meine Rute ablegen möchte. Es entsteht eine riesige, milchige Wolke, hoch attraktiv und lange genug sichtbar, um sicher zu gehen, die Rute genau in der Wolke präsentieren zu können.
Sogar besser als im Herbst?
Ich war recht zuversichtlich, dass meine eingebrachte Brühe im kalten Wasser auch in diesem Winter für Aktion sorgen würde! Ich machte es mir auf meinem Bedchair gemütlich, kuschelte mit dem in die Jahre gekommenen Bootsi und las ein paar Zeilen in „Zeitreise“ – ein wirklich klasse Buch. Immer tiefer versank ich in den nostalgischen Zeilen, war gefesselt von diesen alten, mich in meiner Jugend begleitenden Storys, als plötzlich die Rute mit dem 24er Sinker ablief. Ein kleiner Spiegler läutete eine schlaflose Nacht ein, in der ich ganze sechs Fische fangen konnte. Immer wieder paddelte ich meine Ruten neu, leerte verflüssigten Inhalt meines Eimer voll Staub über meine Rigs und wartete auf den nächsten Biss. Total verrückt eigentlich und mittlerweile wohl doch keine Seltenheit mehr.
Geht man gefühlvoll ans Werk und übertreibt es mit dem Futtereintrag nicht, kann man auch im Winter tatsächlich erfolgreich sein, vielleicht sogar erfolgreich durchangeln – vorausgesetzt, man hat das richtige Gewässer mit entsprechender Fischdichte an der Hand. Für mich wird die Winterangelei entgegen meiner früheren Meinung ein immer wichtigerer Bestandteil meiner Angelei, ist sie doch teilweise sogar erfolgreicher als die herbstlichen Monate zuvor.
In diesem Sinne:
Haut noch ein paar raus und freut euch auf das Frühjahr…
Chris Ackermann