32 Kilo Auf die Matte! (von Andreas Heinz)

Es ist immer das Selbe bei mir. Von Juni bis August habe ich die meisten Aufträge in meinem Job und folglich auch die wenigste Zeit vernünftig Angeln zu gehen. Denn eines ist das A und O beim Angeln: die richtige Phase abzupassen wenn die Fische auf Futtersuche sind. Haben wir mehrere Wochen Urlaubszeit eingeplant, erwischen wir solch eine produktive Phase immer mal. Jedem ist bekannt das die Fische in einem Urlaub nicht immer gleich gut beißen. Meistens sind es nur wenige Tage im Angeltrip in denen es wirklich super läuft.

Da ich am liebsten zu Zweit angeln gehe, das egomanische „Alleine den Dicken raussitzen“ habe ich lange genug praktiziert, hatte ich meinen Neffen Kevin gefragt ob er nicht mit mir nach Frankreich fahren wolle. Kevin hatte ich bereits von Kindesbeinen an beim Angeln dabei. Kevin ist nicht der verrückte Karpfenangler sondern er geht ganz gerne mal raus, hat aber auch genügend andere Sachen als nur das Karpfenangeln. Da ich die Branche nun schon seit Anfang an kenne und viele kommen und gehen sah, bin ich auch sehr froh das Kevin nicht seine besten Jahre alleine am See verbringen will. Trotz dessen ist er Feuer und Flamme wenn es dann in der Familie Heinz heißt: auf mit Onkel Andi ins Abenteuer!

(Es sollten uns schöne Fische ins Netz gehen)

Ich hatte mir einen See ausgesucht den ich auf einer meiner Touren vor ein paar Jahren mit Jan von Franzosen empfohlen bekommen hatte. Der See beherbergt einen guten Bestand an Karpfen und wird bereits viele Jahre intensiv von Belgiern, Holländern und Franzosen beangelt. Nur an uns deutschen ist der Kelch, wie so oft, unbemerkt vorbeigewandert.

(Auch ich durfte Fische bis über 20 Kilo fangen)

Als Futter hatte ich für Kevin und mich meine geliebten GLM Boilies eingepackt, ebenso hatte ich ein paar Dosen Dickenmittel Pop Ups dabei denn das Wasser des Sees war sehr klar und es gibt viele Katzenwelse darin. Mit den Dickenmittel Pop Ups kann ich flexibel auch mal ein Tigernuss Rig versehen, wenn die Biester besonders nervig werden. Ich konnte schon oft beobachten dass die Katzenwelse besonders wild werden wenn viel Futter abgeladen wird.

(PopUps raspeln die kleinen Welse nicht sofort klein)

Am See angekommen hielten Kevin und ich Kriegsrat. Das Wetter zeigte sich regnerisch die Wassertemperatur lag bei 16 ° C. Da wir erst Anfang Juni hatten ging ich nicht davon aus das die Fische bereits gelaicht hatten. Das regnerische Wetter würde ich nach der Laichzeit sehr begrüßen, jetzt allerdings würde ich mich über ein Hoch mehr freuen. Also beschlossen wir die Ruten auf Wassertiefen zwischen 1,5 und 3,5 Metern. So verteilten wir die acht Ruten und würden früher oder später schon die ein oder andere Rute zum laufen bekommen. Nach und nach kümmere ich mich dann um die Ruten die nicht laufen und so taste ich mich immer mehr auf gute Stellen heran, bis irgendwann im besten Falle alle Ruten ihre Fische bringen. Kevin überließ ich wie immer die endgültige Wahl seiner Stellen selbst denn ich beobachte immer gerne das spontane Herangehen eines weniger verbissenen Karpfenanglers. Wie oft habe ich erlebt wie effektiv es sein kann sich kaum Gedanken zu machen. Da kann man ungemein viel von lernen! Auch die Köderwahl überließ ich Kevin. Nur bei der Zusammenstellung des richtigen Endgames habe ich ein Mitspracherecht, denn das ist einfach Erfahrungssache was hält. In diesem Fall hatte ich die Ruten mit je 30m 60’ger monfiler Schlagschnur, 160g Inline Blei sowie kräftigen Wirbeln und Haken bestückt. Das hat sich bei mir bestens bewährt und mit zu dünner Schnur und zu schwachen Haken ziehe ich schon lange nicht mehr los.

(Ich schaue mir gerne etwas ab! Übrigens das Wichtigste wenn einer mehr Erfolg hat. Keinen Neid zeigen sondern davon lernen. Das können die Wenigsten, die Meisten denken sie hätten das Angeln selbst erfunden…🙂

30 Kilo plus

Ich stehe im Boot hinter meinem Neffen und traue meinen Augen nicht. Der Kerl ist seit einer viertel Stunde am Drillen und der Fisch taucht immer wieder unter dem Boot durch. Er ist riesig. Kevin ist ganz aus dem Häuschen und redet im Sekundentakt immer wieder das Gleiche: „30 kg plus Andi, 30 plus“. Ich bin mir sicher er hat Recht!

(Kein Fisch war vor Kevin sicher)

(Auch Karpfen fing Kevin schon vor einigen Jahren, die damals genauso schwer waren wie er…)

(Auf der Jagd nach den Flossentieren)

Während der Fisch unter uns seine Bahnen zieht, erinnere ich mich zurück an die Zeit, als ich Kevin noch oft beim Angeln dabei hatte. Mit seiner unbefangenen Art zu Fischen, stets nach dem  Motto probieren geht über studieren, hat er mich schon damals immer wieder ins Staunen versetzt. Vor ihm war kein Flossentier sicher. Hauptsache Beute machen. Oft musste ich ihn am ganzen See suchen weil er in der letzten Ecke des Gewässers mal wieder etwas fangbares entdeckt hatte und mit seiner Blinker-oder Feederrute verschwunden war. Einfach machen, einfach probieren und das mit Erfolg.

Noch während ich in Erinnerungen schwelge fordert mich Kevin auf den Fisch zu keschern. Ich sehe den dicken Schuppi ganz ruhig auf der Wasseroberfläche liegen, er ist sauber gehakt. Aus seinem Maul hängt noch der Dickemittel Pop-Up den Kevin beinahe auf ganze Vorfachlänge gepoppt hatte. Gerade einmal eine Stunde zuvor hatte Kevin mit seinem Versuch begonnen. Ich gebe zu, dem Vorhaben gegenüber etwas kritisch gewesen zu sein.

(Mehr geht nicht Onkel Andi ist platt!)

Das ist Angeln!

(Sich gemeinsam darüber freuen und ich bin stolz wie Oskar auf meinen Neffen!)

Eine gute Zeit am Wasser,

wünscht Euch

Andi Heinz

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