Herzlich Willkommen zum dritten Teil meines Jahresrückblicks. Nachdem ich in den ersten beiden Teilen davon berichtete, wie der Corona-Lockdown meine Pläne für das Frühjahr 2020 stark beeinflusste und ich immer wieder spontan andere Gewässer aufsuchen musste, geht es im dritten Teil direkt vor meiner Haustüre weiter. Ich stellte mich für drei Instant-Sessions einem stark beangelten Szene-Pool…
Mitte Mai, das verlängerte Himmelfahrtswochenende stand vor der Tür. Mit meiner Freundin wollte ich wieder für eins-zwei Nächte ans Wasser aufbrechen. Da ich wusste, dass viele der Gewässer meiner Gegend wohl ab Mittwochs brechend voll mit Anglern besetzt sein würden, beschlossen wir erst Freitags aufzubrechen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich nach zwei Tagen häufig schon die Spreu vom Weizen getrennt hat, will heißen, viele Angler schon wieder weitergezogen oder zurück zu Hause waren.
Von Watercraft keine Spur
Um möglichst flexibel bei der Gewässerwahl zu bleiben, brachen wir ohne konkretes Ziel auf und sondierten zunächst mal die Lage am Wasser. Wie zu erwarten, war keines der besichtigten Gewässer wirklich leer, doch wir fanden ein nettes Plätzchen an einem Gewässer, das eigentlich immer unter starkem Angeldruck steht, obwohl nicht wirklich viele große Fische darin schwimmen. Der Altbestand wird von Jahr zu Jahr dünner und der Nachwuchs, der sich ausschließlich aus wilden Schuppis zusammensetzt, wächst gelinde gesagt ziemlich langsam ab. Doof nur, dass das viele der Angler nicht wissen oder richtig einschätzen können. Ihnen fehlt die Gabe, ein Gewässer zu beobachten, zu analysieren, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was wirklich möglich ist und ganz wichtig: Wann man wie vorzugehen hat, um überhaupt die Chance auf einen Fisch zu haben.
Man orientiert sich lieber an anderen Anglern. Ganz nach dem Motto: Wenn an Gewässer XY Karpfenangler sitzen, wird dort auch schon was drin sein, also setze ich mich auch dort hin. Wenn Angler X und Y anfüttern, dann mache ich das auch. Als wäre es ohne anzufüttern gar nicht möglich, erfolgreich auf Karpfen zu angeln. Ihr lest heraus, dass dieser Herdentrieb, mir etwas übel aufstößt. Warum? Weil er mir die Freiheit nimmt, so zu angeln, wie ich möchte. Denn irgendwie sind immer alle Stellen mit Futterplätzen belegt.
Meine Stelle, deine Stelle: I give a Fuck!
An solchen Gewässern habe ich mir in den letzten Jahren angewöhnt, keine Rücksicht mehr zu nehmen, besonders nicht, wenn Angler gleich mehrere Stellen durch Anfüttern für sich beanspruchen. Pech gehabt. Ich habe eine Angelkarte, also angle ich, wo frei ist. Man kann sich vorstellen, dass man sich so nicht nur Freunde macht, aber da scheiße ich mittlerweile drauf. Gleiches Recht für alle. Wer zuerst kommt, malt zuerst. Wer mich kennt, weiß, dass ich jeden Angler respektiere, solange er nicht die Freiheit anderer einschränkt. Umgekehrt erwarte ich das selbe. Wer keine Stellen dauerhaft für sich beansprucht, muss sich auch nicht darüber ärgern, wenn jemand anders sich dort hinsetzt. Nochmal: Ich spreche hier von Gewässern, an denen viele Angler miteinander zu recht kommen müssen. Wenn es quasi mehr Angler als Angelstellen gibt, kann ich keinen Platz für mich alleine beanspruchen, so einfach ist das.
Jackpot
Zurück zum Wochenende im Mai. Da ich direkt bei meiner Ankunft am Wasser darüber informiert wurde, wer wo überall füttert, war klar, dass ich nur mit minimalem Beifutter angle und mit der Taucherbrille meine Spots suche. Nur so hatte ich eine Chance überhaupt einen Biss zu bekommen. Und genau diese Taktik ging auf: Ich angelte zwei Nächte an zwei Stellen und fing jeweils einen Fisch aus dem Urbestandes, Jackpot.
Nach einer weiteren Nacht am Szenepool, in der ich auch einen fangen konnte, hatte erst mal wieder genug vom Trubel und all den Anglern um mich herum. Habe ich früher solche stark frequentierten Gewässer auch über längere Zeit beangelt, halte ich es dort nur noch ein paar Sessions im Jahr aus. Aber jetzt wo das die Saison vorüber ist, freue mich auch schon wieder auf eine spontane Rückkehr im kommenden Frühjahr. Mal sehen, was dann geht.
Im vierten Teil meines Jahresrückblicks geht es direkt im Juni 2020 weiter, als es für mich zurück an den Fluss ging…
Volker Seuß
Übrigens, zur Instant-Session am Szene-Pool gibt es auch ein Video, wer es noch nicht gesehen hat, zieht es sich hier rein: