Zwischen Schulbank und Gewitterfront (von Marco Krauth)

Binnen kürzester Zeit, Zog eine triste, graue, gar schon schwarze Wolkendecke von Westen auf. Der purpurblaue Himmel wich der Regenfront von jetzt auf gleich. Gewitter! Doch ich saß wie „gefesselt“an meinem Platz an der Schulbank.

Der Schweiß lief wie ein Rinnsal die Stirn hinunter. Eigentlich kein Wunder, bei Temperaturen von Mitte 30 Grad und einer herrschenden Luftfeuchtigkeit wie man sie sonst nur im Dschungel findet. Das Taschentuch mit welchem die Tropfen hin und wieder abgewischt wurden, triefte nur noch. Es war komplett Vollgesogen.

(Sommerzeit heißt bei mir Prüfungs- und Abgabezeit.!)

Der innere Drang sagte: “Ich muss raus, raus ans Wasser!” Fangwetter. Jedoch war es mir un-möglich, einfach aufzustehen und zu gehen, um diese kurzweilige Wetterkapriole auszunutzen. Denn in der fünften und sechsten Stunde stand eine Klausur auf dem Plan. Nicht nur heute – auch die nächsten beiden Tage.

Das Problem war, sdas ich noch keinen Handschlag für die anstehenden Arbeiten gepaukt hatte. Also musste ich leider einsehen, dass ich das Gewitter, Gewitter sein lassen sollte, um daheim am Schreibtisch Bücher zu wälzen. Meine Zeit würde noch kommen. Man muss eben hier und da mal ein Kompromiss eingehen können.

(Dicke wollte ich stemmen – doch meine Zeit sollte kommen!)

Eine gute Woche später dann, das selbe Szenario. Allerdings sollte das Gewitter erst Abends über un-sere Köpfen hinweg ziehen. Und, es standen keine Klausuren an! Also ab ans Wasser. Denn wenn konstanter Hochdruck herrscht (über mehrere Tage) gibt es einfach nichts besseres als ein Gewitter mit Starkregen. Zumindest im Sommer. Der Luftdruck sackt rapide in den Keller, der Wind und Regen bringen Sauerstoff ins Wasser. Die Fische fallen zumeist in einen Fressrausch. Liegen nun noch hochwertige Kugeln am Gewässergrund, kann nichts mehr schief gehen.

(Ordentliche Futterluke – da passt ordentlich was rein, wenn der große Hunger kommt.)

Jedoch ist bei solchen Wetterwechseln mit Donner und Blitzen Vorsichtig geboten. Denn schlägt ein solcher Blitz in die zum Himmel gerichtete Rute ein, ist Zapfenstreich! Deshalb sollte man es tunlichst vermeiden bei solchen Energieentladungen mit dem Boot aufs Wasser zu fahren. Lebensgefahr!

(Krauth’sches Chaos – Nobody is perfect!)

Aber meistens geht die Nahrungsaufnahme der Fische erst los, wenn das Gewitter vorüber ist. So zumindest meine Erfahrung. Wenn also ein Gewitter aufzieht oder vom Wetterdienst auf dem Smartphone vorhergesagt, fahre ich mit reichlich Futter auf die Plätze, auf denen die Montagen liegen und verklappe hier nochmal reichlich Futter. Damit die Burschen auch eine Zeit lang auf dem Platz bleiben, wenn es denn los geht.

(Es geht los – Gewitterfront im Anmarsch.)

Das Gewitter kam, während ich vorbereitet unter meinem Brolly saß. Fertig beköderte Rigs und Ersatzbleie lagen bereits im Boot, so kann man nach einem gefangenen Fisch alles wieder an den Start bringen, ohne erneut ans Ufer paddeln zu müssen. Damit der Haken jedoch scharf bleibt, spieße ich ein Boilie auf die Spitze des Hakens, wenn das Vordach lose im Dirty Bucket rum fliegt. Denn jede Minute kann in einer solchen Phase goldwert sein!

(Kaum hing der zweite Hanger in der Schnur, lief der erste ab..!)

Ich hatte Glück, das Gewitter kam so heftig, wie vorhergesagt: Hagelkörner so groß wie zwei Euro Stücke gepaart mit horizontalem Regen. Jeden Moment rechnete ich mit Löchern im Schirm durch die vom Himmel schießenden Eiskörner! Als es primär nur noch von den Bäumen und Büschen auf den Schirm tropfte, war es dann überstanden, und es dauerte keine halbe Stunde bis sich das Magnetrad des Bissanzeigers das erste Mal überschlug. Sage und Schreibe zwölf Läufe waren das Resultat der nächsten 8 Stunden!

(Mein Bootseimer: Wenn es beißt, dann zählt es keine Sekunde zu verlieren!)

(Solange die Sonne scheint, geht es gemütlich zu…)

(In kurzen aber heftigen Beisspahsen ist attraktives Futter Macht.)

(Bait Attraktor macht gutes Futter noch fängiger!)

(Auch ein Schuss Dickenmittel-Liquid darf in meiner Mischung nicht fehlen.)

(Der erste Dicke geht zurück.)

(Volle Breitseite!)

(Der Nächste war auch nicht von schlechten Eltern.)

(Und noch ein Fettwanzt: 14 Läufe in 8 Stunden – da lohnt es sich die Schule – Schule sein zu lassen.)

Jetzt gerade – rund drei Wochen später, herrschen wieder ähnliche Verhältnisse. Wie das Ergebnis bisher aussieht? Bislang sechs Fische und ich bin gerade erst richtig angekommen. Grund genug diese Zeilen spontan festzuhalten, bevor ich mich wieder meiner Hausarbeit widmen muss, wegen der ich ja eigentlich ans Wasser gefahren bin – eigentlich…

Also denkt daran: Wenn sich der Himmel in den nächsten Wochen wieder verdunkelt – Futter Marsch!