Die Tage werden kürzer und die Nächte länger, der alltägliche morgendliche Weg zur Arbeit führt durch dichte Nebelschwaden. Ja, der Herbst hält langsam Einzug. Die Pläne für die herrliche Dick-Fisch-Zeit sind geschmiedet und der Urlaub ist genehmigt. Das Wochenende zur freien Verfügung – kann es was schöneres geben?
Also musste nur noch ein Plan für das Wochenende her, ein paar kurze Telefonate und es war klar, dass es wohl alleine ans Wasser geht. Nach kurzer Überlegung entschied ich: Meine vorerst letzte Session am neuen Hausgewässer sollte es werden. Ich entschloss mich zu einer drei Tages Futter-Aktion in meiner so geliebten Bucht, die fast immer frei ist.
So flogen in Windeseile drei Eimer voll Futter ins Auto und schon befand ich mich auf der Schnellstraße. Am Wasser angekommen warteten traumhafte Bedingungen und alles stand auf Dickfisch. Nun hieß es schnell den Weg durchs Schilf kämpfen und rein mit dem feinem Futter.
So flogen also in den drei Tagen fünfzehn Kilo Partikel, zehn Kilo von den guten Lt Fischboilies, die mir das ganze Jahr schon gute Ergebnisse brachten und ca. fünf Kilo Pellets ins Wasser. Garniert wurde das Ganze mit ein paar Händen 24mm Dickenmittel Boilies. Das Futter wurde großzügig am ganzen Schilfgürtel entlang verteilt und die abfallende Kante mit einbezogen.
(Wer würde hier nicht grinsen? Die Kübel vollgepackt mit tollen Sachen, die das Fischen schöner machen. )
Endlich war es Freitag, eine harte Woche Arbeit endlich zu Ende und ich war heiß auf die Session. Natürlich traf ich wie immer viel später als geplant am See ein. Also schnell das Tackle aus dem Auto gepackt und ab mit den Ruten ins Wasser. Von wegen, dass einzige Highlight der Nacht war der spontane Besuch meiner Süßen, die sich für den nächsten Tag ankündigte, um mit zu fischen. Die Nacht blieb aktionslos, lediglich das Gewitter am Morgen riss mich aus dem Schlaf. Etwas bestürzt von der fischlosen Nacht beschloss ich zu moven und mein Glück heraus zu fordern.
Das Tackle warf ich einfach ins Auto, das Zelt habe ich nicht mal abgebaut, sondern 300m zum Eingang der Bucht über die Wiese geschliffen. Dort angekommen, ließen sich endlich die ersten Karpfen buckelnd und springend blicken, natürlich direkt vor dem versunkenem Holz, wie kann es auch anders sein? Nachdem das Zelt wieder stand, flogen erst mal ein paar Kilo Futter ins Wasser, auf Partikel verzichtete ich jetzt ganz.
Gut, dass ich den Teig eingepackt habe, waren die ersten Gedanken beim Neumontieren der Ruten. Der Teig kam ums Blei und die 24 mm Dickenmitttel ans Haar. In Kombi mit einem White Lightning kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
(Die Ruten waren wieder scharf mit der unschlagbaren Kombi aus Dickenmittel Boilie, White Ligthning und Dickenmittel-Teig ums Blei. )
Die erste Stunde nach dem Platzwechsel war noch nicht ganz vorbei und der erste Fisch glitt in die Maschen, satte 15 Kilo – was für ein Start. Der Platzwechsel hatte sich scheinbar gelohnt. Die Zeit verflog mal wieder wie im Flug, Sonne wechselte sich mit dicken Regenwolken ab und der Wind drückte stärker auf meine Bucht. Bis zum Abend ließ sich dann noch der ein oder andere kleine schuppige Freund blicken, die Freude war groß.
(Es lief: 15 Kilo nach dem Platzwechsel.)
Voller Vorfreude auf die Nacht, konnte ich es kaum noch erwarten meiner Süßen zu erzählen, was so ging den Tag über, doch irgend was war plötzlich anders, die Bisse blieben aus. Beängstigende Stille kehrte ein. Dennoch gut gelaunt beschlossen wir ein kleines Lagerfeuer zu machen und uns endlich etwas zu essen zu kochen. Satt vom guten Essen erzählte mir meine Freundin von ihrem Arbeitstag, bis die Unterhaltung von drei kurzen Piepern meiner Funkbox unterbrochen wurde. Ein wenig neckisch glitten mir die Worte „pass auf, das ist ein Dicker“, über die Lippen“. Was ich bis dahin nicht wissen konnte: Es sollte sich bewahrheiten.
Drei weitere Piepser folgten und ich machte mich auf den Weg die Böschung hinunter. Noch nicht ganz unten angekommen wurden aus den einzelnen Piepsern ein langsam schneller werdender Dauerton. Die Rutte fest im Griff konnte ich die nächsten Minuten nur zusehen, wie gnadenlos Schnur von der Rolle gerissen wurde. Wie ein Zementsack ließ sich mein gegenüber langsam zu mir ans Ufer pumpen, doch schlagartig wechselte er die Richtung und steuerte auf das versunkene Holz zu. Drei kurze Klicks auf der Bremse meiner Entho, ich erhöhte den Druck und konnte schließlich den Sturkopf überreden, langsam in meine Richtung zu schwimmen.
Nach einem langen Kampf konnte ich ihn endlich über den Kescherrand ziehen. Ich traute meinen Augen kaum, was sich darin befand. Vermutet wurde schon lange, dass es einen Ausnahme-Fisch gibt, der an der 25 Kilo Marke kratzen könnte. Dies waren allerdings immer nur Spekulation. Keine Spekulation, sondern pure Realität lag in meinem Kescher. Meine Waage pendelte sich bei 25,2 Kilo ein! Den Freudenschrei konnte ich mir nicht mehr verkneifen und schrie ihn in die Nacht hinaus. Yes, neuer Seerekord.
(Keine Spekulation, sondern pure Realität: 25,2 Kilo Seerekord. )
Gruß Tom