Es gibt Tage, da kann man nichts falsch machen, einfach alles gelingt, egal was man macht. Der Faktor Zeit bzw. Geduld spielt oft eine große Rolle, wenn man solche Tage erleben möchte. Fast jeder hat Familie oder einen ausfüllenden Job, somit ist der Faktor Zeit schon mal dahin, der geht dann über in Glück, nämlich das Glück im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Hat man dann auch noch den Instinkt intuitiv das Richtige zu machen, dann kann man sie erleben, die Sternstunden, von denen wir alle träumen. Doch dazu später mehr. Dieses Jahr war bei mir sehr stark vom Beruflichen geprägt, also blieb für mein geliebtes Hobby nur wenig Zeit. Ich war schon froh, überhaupt am Wasser sitzen zu können.
Dass dabei die Bedingungen meistens alles andere als ideal sind, ist sicherlich klar, aber wer zu Hause auf der Couch hockt und sein Bierchen trinkt, fängt nun mal keine Fische. Zielfischangeln ist zwar nicht so mein Ding, doch wer kann sich davon freisprechen, nicht mal den ganz Dicken fangen zu wollen, wenn man ihn schon mal bei Freunden oder Bekannten gesehen hat. Irgendwie hat man ab dem Zeitpunkt dann doch ein Ziel vor Augen…
Faktor Zeit kommt dafür also nicht in Frage, vielleicht der Faktor Geduld? Naja, da muss man teilweise schon abgebrüht sein. Bislang hatte ich in diesem Jahr nur Zeit für vereinzelte Nächte am Wasser, somit bin ich wahrlich kein prädestinierter Zielfischjäger, sondern viel mehr genieße ich die Natur und will einfach nur Fische fangen. Klar ist das Wissen über schöne Zielfische ein angenehmes Gefühl, denn es könnte ja jederzeit einer an den Haken gehen.
Auch die Vorbereitung fällt bei mir meistens ins Wasser bzw. ich habe es mir abgewöhnt vor zu füttern. Dies hat einen Grund, erstens sind ständig Angler am Wasser und zweitens kommt dadurch ohnehin genug Futter ins Wasser.
Auch ein gewisser Argwohn gegenüber Futterplätzen kann bei den Fischen entstehen. Da halte ich es lieber unkompliziert und fische meistens einfach drauf los. Einfach Location am Tag des Fischens machen und einfach drauf los angeln, war bis jetzt schon immer die halbe Miete. Da der Faktor Zeit bei mir klein ist, braucht man zusätzlich auch optimiertes Tackle und gutes Futter.
Was ich für diese schnellen Einsätze nicht missen möchte ist seit Jahren mein treuer Begleiter, nämlich das Invader. Klein, praktisch gut und schnell im Aufbau und schnell im Auto zu verstauen. Weiter die Readymades von Jan, meine Lieblinge von Beginn an: Fresh Water und Faktor P. Die fehlen meistens nie, außer sie wurden alle weggefressen.
(Vertrauen in sein Handeln, gutes Futter und das richtige Equipment machen einiges möglich… )
Dazu noch eine bequeme Liege, Schlafdecke fürs „oben ohne Schlafen“ im Sommer/Herbst und eine Tasche mit den wichtigsten Utensilien, Ruten, Pod, fertig . Dies alles reicht für einen Overnighter. Mein Futter behandle ich meistens noch mit einem Liquid vor, um die Attraktivität zu steigern. Ansonsten halte ich alles recht einfach, um dann auch in der Früh schnell vom Wasser weg zu kommen und rechtzeitig im Büro zu sein. Ist zwar nicht jedermanns Sache, denn wenn es bissig ist, fehlt einem am Tag der Schlaf ganz gewiss. Andererseits, wer kann schon unter der Woche in der Firma von nächtlichen Aktivitäten berichten, noch dazu meistens mit einem Grinsen im Gesicht?
(Erster guter Fisch mit Selbstauslöser bei Tag fotografiert – ein Fresh Water Wiederholungstäter.)
Jetzt nach dem Sommer, wobei so richtig Sommer war nie, gab es die erste spürbare Abkühlung und das Wasser ging innerhalb von nur ein paar Tagen ca. 3-4 Grad nach unten. Dies war für mich ein Zeichen und ich wollte es unbedingt trotz Stress und dem Wissen spät am Wasser zu sein und auch sehr früh aufzustehen, probieren einige Gelbe zu erwischen. Die Bedingungen waren noch perfekter als gedacht, keine Menschenseele am Wasser und überall zeigten sich Fische, als wollten sie mir sagen, her mit dem Futter!
Normalerweise bin ich sehr penibel, wenn es darum geht Location zu machen bzw. meine Montagen sauber abzulegen und Futter drüber zu streuen. Angesichts des Stress und der eintretenden Müdigkeit beschloss ich jedoch meine Montagen zu werfen und das Futter mittels Wurfrohr zu verteilen. Hatte ich hier noch nie gemacht, aber wer weiß, anders wie die Anderen war die Devise. Nachdem ich alle Ruten ausgeworfen hatte, trank ich noch ein Bier und war bald im Reich der Träume.
(Bei viel natürlicher Nahrung wird die genaue Location und gutes Futter umso bedeutender.)
Die erste Nacht verlief trotzdem sehr erfolgreich, ich konnte 5 Fische fangen, wobei einer die magische 20kg Grenze überschritt. Die einzige Schwierigkeit dabei war, das Fotografieren mit Selbstauslöser! Man glaubt es kaum, wenn man es selten bis gar nicht macht, wie schwierig das sein kann. Anbei Fotos, die dies eindrucksvoll untermauern. Respekt an alle, die das immer top hinbekommen, ich selbst bin da noch blutiger Anfänger…
(Links: Einstellung paßt, Selfie-Check! Rechts: zu langsam…)
(Links: Mist, Stirnlampe angelassen. Rechts: schon wieder zu langsam…)
(Links: zu langsam, die Dritte! Wenn das nur so einfach wäre mitten in der Nacht… Rechts: Endlich, das erste brauchbare Foto….)
Nach erfolgreicher Nacht verging der Tag auch im Büro wie im Flug und ich war bald wieder auf dem Weg zum Wasser. Nachdem die erste Nacht schon so erfolgreich war, beschloss ich den gleichen Ablauf wie Vortags zu machen, einzig das Invader sollte mir falls nötig zum Drillen dienen. Gesagt getan.
Die erste Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen und ich schlief bald. Dies war jedoch nur von kurzer Dauer, einige Piepser weckten mich auf, so dass ich an einen Amurbiss dachte. Völlig unmotiviert und müde ging ich zu den Ruten, der Swinger hing komplett durch, na super dachte ich.
Als ich die Rute aufnahm, merkte ich, dass die Schnur an meinem Ufer entlang an mir vorbei führte. Völlig verdutzt begann ich schneller zu kurbeln, um Kontakt zum Fisch zu bekommen, da einige Unterwasserhindernisse bei meinem Platz waren. Bingo, der Fisch hing noch und lies sich langsam näher drillen, sehr langsam, aber immerhin.
Aufgrund des Widerstandes hoffte ich auf einen der Größeren im See. Ich sollte recht behalten und nach einiger Zeit kescherte ich eine schwergewichtige Schuppendame. Genauso verdutzt wie beim Aufstehen schaute ich ungläubig in den Kescher, nach fast 4 Jahren war der Fisch wieder im Kescher. Ein Fisch der zu den größten 3 im See gehört, jenseits der 25+ Kategorie. Unpackbar, meine Bemühungen hatten sich gelohnt. Happy schlief ich wieder ein und war einfach froh am Wasser zu sein.
(Whoop, Whoop: die dicke Schuppendame – it’s Fuffi Time!)
Am Morgen, kurz bevor ich aufstehen wollte, hatte ich erneut einen Run, wieder zog der Fisch stur am Boden. Meine Gedanken schwirrten um einen weiteren noch größeren Spiegler, ein Two Tone, ebenfalls ein sehr alter Fisch. Auch ihn hatte ich noch nie gefangen, jedoch schon mehrmals bei Freunden abgelichtet.
Er war ein weiteres Ziel, welches ich einmal erreichen wollte…. Je länger der Drill dauerte, desto unsicherer wurde ich, jedoch gab der Fisch ein Blasenmeer ab, auch dies deutete eindeutig auf den Two Tone hin. Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich ihn endlich zum ersten Mal an der Oberfläche, ja er war es – der Two Tone! Ein Jubelschrei meinerseits hallte durch den morgen und der zweite Fuffi in 12h lag auf der Matte. An Tagen wie diesen…
(Der Two Tone Spiegler: Fuffi, die 2te innerhalb von 12 h. Herz was willst du mehr? )
(Links: Pimp your Bait! Liquids und Bait Attractor, so macht pimpen Spaß! Rechts: mein Invader – seit Jahren ein treuer Begleiter.)
(Oft machen Kleinigkeiten den Unterschied aus.)
Mittlerweile hatte ich Übung im selbst fotografieren und die Bilder wurden mit Leichtigkeit von mir erledigt. Fazit, manchmal muss man von seinen Wegen abweichen und einfach anders sein, aber Mut wird früher oder später belohnt! In diesem Sinne, der Herbst kann kommen, mein Start war mehr als perfekt, was nun kommt ist nur noch Zugabe, aber das ist eine andere Geschichte!
LG Euer Josef