(Der Traum eines Schneekarpfens treibt mich an…)
Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Für mich ein ereignisreiches und sehr vielseitiges Jahr, in dem ich viel unterwegs war und 15 verschiedene Gewässer beangelt habe. Für gewöhnlich beende ich dann irgendwann Ende Oktober meine Saison, weil die Fische an den größeren Gewässern nur noch sehr schwer fangbar sind.
Ich beschränke mich dann auf ein paar kurze Tagessessions an kleinen Teichen mit einem guten Bestand, allerdings mit vielen kleinen Fischen. Doch dieses Jahr war irgendetwas anders. Ich war hungrig auf mehr und wollte auch endlich meinen lang ersehnten Schneekarpfen fangen, hinter dem ich schon seit Jahren her bin.
Meist kam mit dem Schnee auch das Eis und so war es mir bisher einfach nicht gelungen. Außerdem hatte ich an meinem Hausgewässer noch eine Rechnung offen. Ich befische diesen See seit mittlerweile sieben Jahren und konnte viele tolle Fische dort fangen.
Egal was ich jedoch probierte, es blieb mir bis jetzt immer verwehrt, einen der richtig großen, alten Schuppis des Sees zu fangen. Manche werden es vielleicht kennen. Du hast die größten Fische im See überlistet und es ist eigentlich längst Zeit, weiter zu ziehen.
Es gibt andere Gewässer mit neuen, größeren Fischen, aber dieses eine Ziel lässt dich einfach nicht los.
(Schon vor ein paar Jahren durfte ich den Seekönig fangen. Leider ist seine Zeit in diesem Jahr zu Ende gegangen. Doch ein anderes Ziel reizte mich weit mehr, auch wenn dieser Spiegler bei Weitem größer gewesen war…)
Auch das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Also fasste ich einen Entschluss. Einen Langzeitfutterplatz anzulegen, auf dem man bis in den Winter hinein fischen konnte. Ich hatte etwas Sorge, dass es Ende Oktober schon etwas zu spät für dieses Vorhaben war, um wirklich viele Fische auf den anvisierten Platz zu ziehen, aber ich wollte es trotzdem versuchen.
Nach kurzer Rücksprache mit Jan war auch schnell der optimale Köder für dieses Vorhaben gefunden. Der neue Tuna Sc in gemischten Größen von 15 und 20mm.
Dieser Boilie wäscht auch im kalten Wasser schnell aus und ist obendrein schnell verdaulich, bleibt aber zu meinem Erstaunen trotzdem lange hart. Also einfach perfekt für den Futterplatz zur kalten Jahreszeit. Ich begann, den ausgewählten Platz täglich zu befüttern.
(Egal wie ungemütlich es draußen auch war, ich raffte mich von nun an jeden Tag aufs Neue auf…)
Bei meiner ersten kurzen Nacht, nach 2 Wochen durchgehendem Füttern, konnte ich bereits einen ersten Erfolg verbuchen. Ein wunderschöner Spiegler landete in meinem Kescher und leider ging noch ein weiterer Fisch im Drill verloren. Aber die Karpfen schienen das Futter und die Stelle gut anzunehmen.
(Wunderschöner Novemberspiegler…)
Auch in den nächsten Wochen fing ich konstant meine Fische, wenn auch nicht in Massen. Doch die Kontinuität ließ mich weiter mein Vorhaben durchziehen.
Und dann war es schließlich so weit. Die Temperaturen gingen in den Keller und es fiel der erste Schnee. Jetzt wurde es aber mal so richtig spannend. Sollte dieses Mal klappen?
(Perfekte Vorbereitung ist für mich sehr wichtig, gerade wenn ich nur für ein paar Stunden am Wasser bin…)
Ich fütterte weiter täglich und fand die Zeit für einen Angelmorgen mit perfekten Bedingungen. Der Luftdruck war um knapp 20 HPa gefallen, die Temperaturen knapp unter 0 Grad und es schneite konstant. Und vor allem blieb die weiße Pracht liegen…
Auch wenn es niemand in meinem Umkreis so richtig verstand, ich freute mich riesig an diesem Morgen um 4:30 aus dem Bett zu klettern und im Schneesturm mein Camp am Wasser aufzuschlagen. Doch würden die Fische noch fressen?
Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, hoffte aber das Beste als ich begann im dunklen meine Ruten Richtung Angelplatz auszuwerfen.
(Meist baute ich unter der Woche morgens im Dunkeln auf…)
Ich war gerade dabei, die zweite Rute an ihren Bestimmungsort zu verfrachten, während mir der Wind Schnee ins Gesicht peitschte, als ich meinte einen Bissanzeiger zu hören. Dieses Phänomen kommt bei mir allerdings öfter mal vor.
Ich schaute also zu der einen Rute, die auf den Buzzerbars lag, um mich zu vergewissern, das alles in Ordnung war und traute meinen Augen nicht. Sie lief tatsächlich ab nachdem Sie nur 3 Minuten auf dem Spot gelegen hatte.
(Ein Bisschen Dip, um die Fische schnell auf den Hakenköder aufmerksam zu machen. Und es funktionierte…)
Wenig später konnte ich einen wundervoll beschuppten Spiegler keschern. Wie geil war das denn? Ich kann nur hoffen, dass mich bei meinem Freudentanz im Schneesturm niemand beobachtete. Der Bann war gebrochen – Endlich!!!
Ich hatte meinen Schneekarpfen gefangen und war überglücklich. Zufrieden legte ich mich in den Schlafsack und kochte mir erstmal einen Kaffee, um mich etwas aufzuwärmen.
(Mein erster Schneekarpfen – mir rauscht immer noch ein Freudestrahlen durchs Gesicht wenn ich daran denke…)
Der leckere Kaffee war gerade alle, da meldete sich doch tatsächlich die zweite Rute. Schnell wieder in die Klamotten und hinaus ins Schneegestöber…
Krass was geht den hier ab?! Der Fisch hatte trotz des kalten Wassers richtig Power und zog immer wieder kraftvoll Schnur von der Rolle. Ich wurde nervös.
Nach rund 10 Minuten sah ich zum ersten Mal den breiten Rücken eines großen Schuppis. Sollte es tatsächlich endlich soweit sein?
(Es kam kaum Schnee auf den Ruten zum Liegen, denn es lief…)
Ich konnte es kaum glauben, aber nach zwei weiteren starken Fluchten glitt der große Schuppi in die Maschen meines Keschers. Ein Freudenschrei hallte über den See. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet! Ein unbeschreibliches Gefühl.
Alle Strapazen der letzten Wochen, das tägliche Füttern, das frühe Aufstehen, der Aufbau im Dunklen, die Kälte alles war vergessen.
(Der lang ersehnte Zielfisch in den Händen…)
Eine kurze Fernauslöser-Fotosession, dann waren die Finger auch fast abgefroren, doch ich war überglücklich. Meine beiden Ziele waren erfüllt, an einem Morgen. Der große Schuppi und endlich der gewünschte Schneekarpfen. Manchmal kann es so einfach sein – Wahnsinn!
(Der Schirm verneigte sich unter der Last des Schnees, aber die Fische schien er nicht zu stören…)
Mühe und Ausdauer werden eben immer belohnt. Wenn man einen Fisch unbedingt haben will, muss man dranbleiben und durchhalten, seien es Tage, Wochen, oder Monate. Irgendwann ist dieser eine Moment gekommen, der einen all das vergessen lässt.
Im Winter ist es noch schwerer erfolgreich zu sein, aber auf einem gut aufgebauten Futterplatz sind die Fische auch bei kaltem Wasser noch lange aktiv und bleiben fangbar.
(Ein weiterer toller Fisch…)
Noch bis vor ein paar Tagen konnte ich so weiter Fische fangen, doch diese Session im Schneesturm ist es, die wirklich unvergesslich bleibt. Mit diesen Fischen geht ein tolles Jahr für mich mit einem würdigen Abschluss zu ende.
(Der Blick aus dem Brolly, einfach geil…)
Mit vielen Plänen, weiteren Zielfischen und voller Motivation geht es nun ins neue Jahr 2017. Bleibt dran und fangt was 😉
Patrick Buhr