Der Titel des Berichtes ist ein alter Spruch, den wir immer wieder von unseren Vätern zu hören bekommen. Unrecht haben sie damit aber nicht. Es war schon zur Routine geworden, seit einem Jahr jeden zweiten Tag einen Platz präparieren, das heißt füttern. Alle zwei Wochen die Knödelvorräte auffüllen und jedes Wochenende über Nacht angeln. Doch diesmal sollte die Queen (Die Karpfinn meiner Begierde) wie Sie von mir liebevoll genannt wird, ihr Königreich verlassen.
Wie alles begann:
Ich probierte nun seit ziemlich genau einem Jahr mein Glück an einer, wie es Großgewässerangler zu sagen pflegen: „Pfütze“! Doch diese Pfütze hatte es in sich. Steiniger/lehmiger Boden, der wie ein Lautsprecher für die Fische funktionierte, jeder Schritt, jedes fremde Geräusch wird ins Wasser übertragen. Also galt: absolute Ruhe, keine Party, kein Forellenpuffambiente wo man Fische am Fließband fängt. Zudem war unter Karpfenpros bekannt, dass nur mit Slag-Line (durchhängender Schnur) gefischt werden sollte, denn dadurch könnte man die schnurscheuen Fische einfacher überlisten und seine Ausbeute verdoppeln. Meine Strategie sah so das ich bislang an den klassischen Stellen, einmal hier einmal da und nur mit mäßigem Erfolg Fische bis 17 Kilo, Brassen und immer wieder Satzkarpfen fing.
(Der bullige Spiegler)
Bis ich die Stelle entdeckte die mich schon bald erlösen sollte. Ich fischte das erste Mal auf meinem neu entdeckten Platz, diesen präparierte ich nun schon seit zwei Wochen jeden zweiten Tag mit wenigen Boilies. Den ersten Platz hatte ich direkt vor meinem Ufer gewählt und den anderen zunächst an einem versunkenen Baum mit steinigem Boden. Beide Spots lagen auf cirka zwei Meter Tiefe.
Die erste Nacht am neuen Platz
Ich war an diesem Tag alles andere als motiviert, morgens arbeiten bis zwölf Uhr, dann drückte ich mich bis spät Nachmittags auf der Couch herum und wartete darauf das mich irgendwer neu motiviert und sagt: „Hey bekomm deinen Arsch hoch und geh heute angeln, heute klappt’s!“ Denn nach vielen Sessions ohne den ganz großen Erfolg brauche ich sowas manchmal. Ein Handyanruf von meinem Freund Patrick Heinz riss mich aus meiner Couchsitzkuhle.
„Hau rein Mischa, heute läuft es“!
Meldungen von anderen Seen und anderen Spezis, dass die Rollen ablaufen und gefangen wird, motivierten mich auf ein Neues und ich quälte mich in die Angelgarage. Wieder Auto packen, nix vergessen, Proviant rein, hab ich alles? Egal ich werde schon nicht verhungern oder erfrieren, also Abfahrt an den Platz. Alles leise aufbauen, den Platz organisieren, alles an seinen Platz räumen, denn es gibt nix schlimmeres wie Nachts seine Utensilien zu suchen, eben alles wie jeden Freitag. Die Ruten wurden ausgeworfen, zirka ein Kilo Boilies großflächig gefüttert, Schnüre wie erwähnt locker gemacht und die Swinger eingehängt. Jetzt hieß es wie immer warten.
23.10 Uhr – Vollrun!!!!!!!
Die Rute rennt ab und nach einem starken Drill gleitet ein 16 Kilo Spiegler in den Kescher! Routine, Routine, Routine: Fisch versorgen, Foto machen, neu anködern, auswerfen, entspannen. Am nächsten Morgen, mit einem vorsichtigem Piep, Piep, kündigt sich der nächste Fisch an, eventuell eine Brasse? Nein, nach dem Einstieg und einem schönen Drill landet dieses wunderschöne Exemplar im Kescher!
(Wunderschöner Zeilkarpfen mit 14 Kilo, bei so einem Fisch kann man auch mal auf die großen verzichten!)
Ich wachte gegen 12 Uhr auf und mir war klar, ich hatte das erste Mal für diesen See gut gefangen, ich war wirklich zufrieden mit mir und den Untertanen der Königin. War es die Ruhe vor dem Sturm gewesen oder „blänkte“ ich mich das nächste Wochenende wieder in die Realität zurück? Ich nehme die Antwort mal vorweg: „ NEIN“!!!!! Es war der 36te Freitag und es sollte der Freitag der Freitage für mich werden. Mittwochs zuvor sah ich mehrere große Fische in einem von mir bisher unbefischten Platz, ich beschloss dort eine Rute zu platzieren. Dieser Plan sollte, wie es sich zwei Tage später herausstellte, aufgehen. Schnell wurde es wieder Freitag – wie die Tage verfliegen. Alles am Platz und nach den Schnüren habe ich mich mit meinem Kumpel auch locker gemacht. Gerade auf dem Weg zu einem kühlen Bierchen, weit oberhalb des Angelplatzes, auf einer Parkbank wo weitere Angelfreunde warteten, hörte ich nur ein Piep Piep PIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEP und rannte zu Rute. Was nun folgte war kein Kampf auf Biegen und Brechen wie andere es erzählen oder wie man es immer liest, sondern ein Drill der mich an einen guten Dreissig- Pfünder erinnerte. Doch immer wieder bemerkte ich, dass es etwas größeres sein musste, manchmal stand der Fisch und machte es mir schwer ihn bei zu drillen.
Sollte es die Queen sein, die sich mir unterwarf?
Sie war es und konnte nach langer Zeit der Verlockung nicht mehr widerstehen. Ich konnte es erst glauben nachdem SIE auf der Matte lag. Ihr Widerstand war gebrochen, Sie fiel auf einen besonders gepimpten Köder mit dem Gesicht eines Schneemanns herein
(Nature Baits Yellow Lightning und selbstgerollte Knödel in 24mm)
Geschafft!
(Hier war Sie, die Queen für die ich so lange kämpfen musste! 24,5 Kilo Rippenspeck!)
Ich hatte mir selbst versprochen, sollte ich mein Ziel erreichen packe ich zusammen und feiere meinen Erfolg und vergesse all die Strapazen, die ich hatte.
(Da durfte die Zigarre nicht fehlen! Übrigens ein tolles Ritual, wenn die Zigarre dann endlich ausgepackt und entfacht ist)
Mit einem neuen Ziel vor Augen wachte ich am nächsten Tag leicht verkatert auf und dachte an meinen Opa und seinen Standardspruch: „Erst die Arbeit dann das Vergnügen“.
Viele Grüße,
Mischa Blitz