Benjamin Kessenich: Freiheit – Teil 1

Benjamin Kessenich berichtet von seinem Karpfen Roadtrip durch Frankreich 2019

Wie heißt es doch so schön: „Wenn einer eine Reise tut…“ Im September 2019 war dies in gewisser Maßen auch mein Slogan, ich wollte einfach nur raus und nach einem sehr arbeitsreichen Jahr mal wieder etwas Freiheit genießen. Aber die Frage nach dem „wohin“ beschäftigte mich um einiges länger als mir letztendlich lieb war.

Klar, als Wessi der nur 2 Stunden von der französischen Grenze entfernt lebt, hatte ich das Paradies quasi direkt vor der Nase, jedoch blieb die Gewässerwahl bis wenige Tage vor dem Start noch offen.

Richtung Alpen

Ich hatte 15 Nächte Zeit und wollte nicht wie in den Jahren zuvor, meine Zeit an einem und demselben See absitzen. Ich wollte mobil bleiben und nie länger als 1 bis 2 Nächte an einem Gewässer verbringen, somit fielen die großen Flachlandseen schon mal weg. Denn E-Motor und große Boote blieben im heimischen Keller, einzig das kleine Invader Schlauchboot 160  wurde in den Kombi geschmissen. Mein Weg führte mich wenig später gen Süden, vorbei an den vielen kleinen Seen bei Metz und auch der ein oder andere Szenen bekannte Big-Fish-Pool wurden unbeachtet links liegen gelassen. Ich wollte weiter unten Starten und mir ein paar Seen in der Nähe der südfranzösischen Alpen etwas genauer ansehen. Kleine bis mittelgroße Gewässer mit teilweise höchsten 2 bis 3 befischbaren Plätzen.

Alle Zeichen gegen mich!?

Ich kalkulierte wohl wissend ein, vielleicht an den einen oder anderen See keinen freien Platz vorzufinden und suchte mir für dieses mögliche Szenario eine ganze Hand voll Ausweichgewässer im Vorfeld raus. Aber ich hatte Glück, mein Startgewässer war bis auf einen einzelnen verwaisten Holländer menschenleer. Jedoch hatte dieser keine guten Nachrichten für mich. Nicht nur, dass die Fische aktuell erst in den Nachtstunden aktiv wurden, (was wegen dem Nachtangelverbot eine niederschmetternde Info war), zudem waren die Katzenwelse dieses Jahr wohl so aggressiv wie schon lange nicht mehr. Selbst eine einzelne Tigernuss brachte binnen weniger Stunden einen dieser Plagegeister an den Haken, na Super!

Benjamin Kessenich berichtet von seinem Karpfen Roadtrip durch Frankreich 2019
In Plastik verschlossene Weightless Hookbaits. Ich wollte es den Katzenwelsen so schwer wie möglich machen.

Im Schnelldurchlauf…

Aber nun war ich hier und versuchte das Beste aus der Situation zu machen. Ich verbrachte die Nacht auf einem Feldweg neben einem Sportlerheim, um am nächsten Morgen meine Eisen pünktlich im Wasser zu haben. Um es nun abzukürzen, hier die Ereignisse der ersten 48 Stunden im Schnelldurchlauf: Wetterumschwung, 35 Grad, kein Wind, explodierender Luftdruck, schwarze Wolken von Katzenwelsen und unzählige Badegäste. Und trotzdem konnte ich jeweils in den Abendstunden der ersten beiden Tage einen Fisch für mich verbuchen. Aber die Entscheidung hier meine Zelte abzubrechen und weiter zu ziehen, viel mir nicht all zu schwer.

Benjamin Kessenich berichtet von seinem Karpfen Roadtrip durch Frankreich 2019
Durchhängen konnte ich nur selten, die Fische waren einfach zu gierig.

Es läuft an!

Auf meiner Karte grinste mich nun ein kleiner See in der Nähe eines Flusses an, vielleicht 2 Ha groß und laut meiner Kontakte mit reichlich Fisch bestückt. Zudem durfte man hier erst seit diesem Jahr wieder über Nacht fischen, was sich jedoch nur auf den ersten Blick gut anhörte, wie ich später feststellen musste. Ich legte gerade meine dritte Rute in diesem extrem stark verkrauteten Gewässer, als die linke Rute ohne Vorankündigung loslief. Zum Vorschein kam ein alter langgezogener Spiegler, der  mir den Anschein machte, gerade erst das Laichgeschäft hinter sich gebracht zu haben. Spätestens nach dem zweiten, dritten und auch nach dem vierten Fisch binnen weniger Stunden wusste ich, die Jungs brauchen Futter!

Benjamin Kessenich berichtet von seinem Karpfen Roadtrip durch Frankreich 2019
Ein Einheimischer Angler bestätigte meine Vermutungen. Dieser Fisch hatte einst über 23 Kg..!

Angriff der Hungerhaken

Die Fische, alle zwischen 16 und 19 Kg schwer, waren komplett abgemagert und schmachteten förmlich nach meinen GLM Boilies. Trotz Kraut und toter Bäume hatte dieses kristallklare Gewässer für diese Masse an Karpfen nahezu keine brauchbaren Nährstoffe. Nachdem für 5 Jahre dann auch noch das Nachtangeln verboten wurde, fiel somit auch noch die eingebrachte Nahrung der Angler weg. Angepriesen wurde mir dieses Gewässer einst als „sichere Bank für 20 Kg Fische“.

Benjamin Kessenich berichtet von seinem Karpfen Roadtrip durch Frankreich 2019
Ein Süßwasserhai, er lief schon beim Rutenlegen ab.

Nun jedoch zog ich einen dürren Recken nach dem anderen in meinen Kescher. Wahrlich, ihr ehemaliges Potential war noch deutlich sichtbar, jedoch auch schon einige Kilos her. Ich verbrachte zwei Nächte an diesem See und fing mir wahrlich die Finger wund. Jedoch wollte ich auch hier nicht allzu lange verweilen, denn mein nächstes Ziel sollte mich in ein kleines Paradies führen und auf dieses Gewässer freute ich mich nun schon seit Beginn meiner Planung. Dazu jedoch mehr im nächsten Teil.

Benjamin Kessenich

Autor

Benjamin Kessenich mit Spiegelkarpfen, gefangen auf Naturebaits Boilies

Benjamin Kessenich

geboren 1986, ist gelernter Anlagentechniker im Bereich Heizung, Klima- und Lüftungstechnik. Bereits im zarten Alter von 4 Jahren wurde Benjamin von seinem Vater zum ersten Mal mit ans Wasser genommen. Diese Erfahrung muss etwas ausgelöst haben, das in den Folgejahren durch Erziehung und Maßregelung nicht mehr weg zu bekommen war. Eine leidenschaftliche Besessenheit, die sich mit den Jahren immer weiter entwickelte. Im weiteren Verlauf wurde er vom Allrounder zum ambitionierten Karpfenangler, der nicht nur durch dicke Fische überzeugt, sondern auch besonders durch tolle Beiträge und richtig tolle Bilder.

Benjamin befischt alle möglichen großen wie kleinen, stehende wie fließende Gewässer rund um den Köln-Bonner-Raum. Dazu zieht es ihn auch regelmäßig an die großen Flüsse und Seen Frankreichs. Ständig auf der Suche nach diesem einen Moment, dieser einen Sekunde, die einen Angeltag unvergesslich macht.

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